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Mischwald statt Fichtenkultur – Thüringens Wälder im Wandel

Willrode (dpa/th) – Thüringens Wälder verändern sich: Die großen Fichtenmonokulturen, die große Teile der Mittelgebirgsregionen prägten, werden immer kleiner, der nachwachsende Wald ist artenreicher und klimabeständiger. Zu diesem Ergebnis kommt nach Angaben der Landesforstanstalt eine Inventur, die nur alle zehn Jahre bundesweit die Entwicklung der Wälder untersucht. Wälder bedecken mit rund 550.000 Hektar nach Angaben der Landesforstanstalt gut ein Drittel der Thüringer Landesfläche.

Im Freistaat habe sich im vergangenen Jahrzehnt das Verhältnis von Nadel- zu Laubholz zugunsten von klimabeständigen Baumarten wie Eichen, Buchen und Ahorn verändert. Die Fichtenbestände, in denen nach der Trockenheit der vergangenen Jahre der Borkenkäfer gute Bedingungen fand, seien deutlich kleiner geworden.

Neuer Wald bietet mehr Artenvielfalt 

Flächenverluste bei Fichten habe es vor allem in den unteren Waldlagen gegeben. Inzwischen seien «zwei Drittel des aufwachsenden Waldes als sehr naturnah beziehungsweise als naturnah erfasst worden», erklärte der Vorstand der Landesforstanstalt, Volker Gebhardt.

Die Ergebnisse der neuen Bundeswaldinventur bestätigten, «dass die bisherige Waldpolitik im Freistaat Wirkung zeigt und dass die Thüringer Wälder sich in die beabsichtigte Richtung entwickeln». Es gehe um eine Anpassung an den Klimawandel.

Seit 2018 wurden im Staatswald und in den von der Landesforstanstalt betreuten Privat- und Kommunalwäldern auf mehr als 11.000 Hektar etwa zehn Millionen junge Bäume nach Angaben des Thüringer Agrarministeriums gepflanzt. Das bedeute, dass fast zehn Prozent der aktuellen Schadflächen aktiv aufgeforstet wurden.

Mehr als ein Fünftel der Thüringer Wälder sind nach den Angaben durch Trockenheit und Borkenkäferbefall abgestorben – insgesamt sind 120.000 Hektar geschädigt. Der Naturschutzbund (Nabu) sprach von Waldsterben. Besonders dramatisch sei die Situation im Thüringer Schiefergebirge. 

Nabu für mehr Schutz der Wälder 

Nötig sei ein radikales Gesundheitsprogramm für die Wälder, so Silvester Tamás vom Nabu Thüringen. Es gehe um mehr Schutz, ein Umdenken in der Bewirtschaftung und bundeseinheitliche Regeln durch die Politik.

Die Schutzgebiete mit hohen Laub- und Laubmischwaldanteilen seien besonders zu schonen. «Gerade hier konzentrierten sich aber in den letzten Jahren auch die Begehrlichkeiten der Forstwirtschaft aufgrund der hohen Nachfrage nach wertvollem Laubholz für die Industrie.»

Laut Waldinventur hat sich der Totholzvorrat in Thüringens Wäldern vergrößert. Von 20 auf aktuell 28 Kubikmeter pro Hektar innerhalb von zehn Jahren. Das komme dem Artenschutz zugute.

Der Holzvorrat habe sich trotz hoher Borkenkäferschäden nur wenig verringert – von 338 Vorratsfestmeter pro Hektar 2021 auf nun 327. Der Vorratsabbau sei maßgeblich durch die Fichte verursacht worden, gleichzeitig stieg der Vorratsaufbau bei der klimastabilen Tanne und Douglasie, erklärte Thüringenforst. 

Auf die Dürrejahre 2018 bis 2020 hätten vor allem Buchen und Eichen mit weniger Wachstum reagiert. Alle Baumarten berücksichtigt sei der jährliche Zuwachs in Thüringen um mehr als zwei Kubikmeter pro Hektar zurückgegangen – die Waldschäden im vergangenen Jahr seien dabei noch nicht berücksichtigt. In Thüringen gibt es etwa 180.000 Waldbesitzer – vor allem Privatleute, Kommunen und das Land.

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