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Erfurt (dpa/th) – Vom Eichsfeld über den Thüringer Wald bis nach Ostthüringen: Wanderungen mit Lamas und Alpakas werden mittlerweile in fast allen Regionen im Freistaat angeboten. Und das tierische Freizeitvergnügen wird gut angenommen, wie Anbieter berichten. 

«Die Nachfrage ist riesig – viel besser, als wir uns das zu Anfang vorgestellt hatten», teilte etwa Jacqueline Harder von «Tom‘s Farm Alpaka» in Bad Langensalza auf Anfrage mit. Auch Anbieter wie «Lamaland-Eichsfeld» in Küllstedt, «Alpakas vom Roten Berg» in Unterwellenborn oder «Alpaka-Touren am Rennsteig» in Masserberg bestätigen diesen Trend.

Lama- und Alpaka-Wanderungen ergänzen Angebot

Lama- und Alpaka-Wanderungen ergänzten bereits bestehende Angebote mit Eseln oder Huskys, hieß es von der Thüringer Tourismus GmbH (TTG). Nach Beobachtungen der Anbieter machen sich stellenweise aber die Auswirkungen von Inflation und Krisen bemerkbar: Um Kosten zu sparen, fragten Wohlfahrtsverbände oder andere soziale Träger in diesem Jahr weniger an als in den Vorjahren, berichtete Michelle Dinter, Inhaberin der «Alpakas vom roten Berg».

Unterschiedlich lange Wanderungen für Familien, Einzelpersonen oder Firmenteams gehören zum Standardangebot der meisten Anbieter. Oft sind die Wanderungen auf das Sommerhalbjahr beschränkt, aber auch Glühwein- oder Weihnachtswanderungen im Winter sind keine Seltenheit. Daneben gibt es – je nach Veranstalter – eine ganze Reihe zusätzlicher Aktivitäten. Diese reichen von Yogakursen, Picknicks oder gemeinsamem Stricken auf den Weiden der Lamas bis hin zu Geburtstagsfeiern, Junggesellenabschieden oder Besuchen in Kindergärten oder Altenpflegeheimen. Neben der Wolle wird teils auch Alpaka-Seife oder Dünger vermarktet.

Die kuscheligen Kamele, deren Heimat die südamerikanischen Anden sind, hätten auf Menschen eine beruhigende Wirkung, begründet Harder die Beliebtheit der Wanderungen. Der Kontakt mit den Tieren sei sehr entspannend.

Tierschutzbund ist skeptisch

Hingegen verweist Kathrin Zvonek, Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund, darauf, dass Alpakas als Fluchttiere weniger für den direkten Kontakt mit Menschen geeignet seien. Ihnen sei der Kontakt zur Herde sehr wichtig. Lamas seien als Lastentiere hingegen schon länger an den Umgang mit Menschen gewöhnt. Den Trend zu Lama- und Alpakawanderungen sieht der Tierschutzbund eher kritisch. Grundsätzlich müsse immer auf das Tierwohl geachtet werden. Wanderungen bei großer Hitze oder Glatteis sollten vermieden werden.

Für die befragten Anbieter spielen diese Faktoren eine wichtige Rolle. Sie betonen übereinstimmend, dass die Tiere immer selbst entscheiden könnten, ob sie mit fremden Menschen wandern wollten. Wer eine Tour buche, solle zudem immer einen kritischen Blick bewahren, meint Jürgen Hagedorn von «Lamaland Eichsfeld». Der Zustand von Stall und Auslauf und der Umgang könne ebenso Auskunft über die Haltungsbedingungen geben wie das Erscheinungsbild der Tiere – zweifelhafte Anbieter sollten nicht weiterempfohlen werden.

Private Haltung von Alpakas nimmt zu

Die private Haltung von Alpakas und Lamas nimmt in Deutschland bereits seit Jahren zu. Aktuell seien in Deutschland 1.800 Halter mit mehr als 11.800 Tieren registriert, teilte die Tierärztin Ilona Gunsser, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Europäische Lama- und Alpaka-Shows (AELAS), mit. Die Anschaffung dieser Tiere sollte ihrer Meinung nach gut durchdacht sein. Benötigt werde ausreichend Platz, zudem verursachten auch die Pflege oder Tierarztgebühren schnell hohe Kosten. Für gewerbliche Anbieter gibt es zusätzliche behördliche Vorgaben.