Edertal-Hemfurth (dpa/lhe) – Nach dem Ausbruch einer Wölfin aus dem Wildtierpark Edersee stellt sich die Frage, wie das Tier ausbrechen konnte. Anfang März war die junge Wölfin während der tierärztlichen Behandlung eines Wolfs im Wildtierpark Edersee in Panik geraten und über den Zaun des Geheges geflohen. Die Wölfin wurde innerhalb des Wildtierparks erlegt, wie es hieß.
Eine Lehre ziehe der Tierpark aus dem Fall: Während tierärztlicher Eingriffe müsse man Tiere, die gerade nicht von dem Eingriff betroffen sind, besser abschirmen, sagte Nationalparkleiter Manuel Schweiger der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. «Das ist natürlich nicht leicht, aber in Zukunft müssen wir da konsequenter sein.»
Für den Wildtierpark Edersee kam der Ausbruch aus mehreren Gründen überraschend: «Die Wölfin hat sich zuvor nicht auffällig verhalten», sagte Schweiger. Einen vergleichbaren Fall habe es in dem Tierpark bislang nicht gegeben. Und: «Wölfe springen sehr ungern über Zäune. Da müssen sie schon erst mal in Panik verfallen, damit sie so etwas überhaupt versuchen», führte Schweiger aus.
Individuelle Planung der Gehege
Das Gehege war von der Tiergartengestaltungsfirma Wiesenthal konzipiert worden. «Die Sicherheitsmaßnahmen bei einem derartigen Wolfsgehege können aufgrund der Individualität der Tiere nicht in ein Raster gedrückt werden», sagte der Firmengründer und Vorsitzende des Deutschen Wildgehege-Verbands (DWV), Eckard Wiesenthal. Die Erfahrung aber zeige: Je größer und strukturierter die Gehege seien, desto geringer sei die Gefahr, die von den Tieren ausgehe, sagte der Biologe.
Im Falle des Tierparks Edersee habe der Zaun des Wolfsgeheges eine Gesamthöhe von überall mindestens 2,88 Metern gehabt. «An der Stelle, an der die Wölfin über den Zaun gesprungen ist, war der Zaun 2,90 Meter hoch. Laut Lehrbuch hätte sie das gar nicht schaffen können», sagte Nationalparkleiter Schweiger. Geholfen habe der Wölfin vermutlich, dass sie an einer Eckstelle über den Zaun gesprungen sei – dadurch habe sie sich beim Sprung möglicherweise am Zaun abstützen können.
Zur zusätzlichen Sicherheit habe das Gehege auch über einen Untergrabenschutz und eine untere Stromführung verfügt, die ebenfalls der Empfehlung des DWV entsprechen. Im Wildtierpark Edersee denke man laut Schweiger nun darüber nach, zur Abschreckung der Tiere eine zusätzliche obere Stromführung zu installieren.
Regelmäßige Kontrollen der Gehege
Sicherheit stehe auch bei den Kontrollen der Gehege im Fokus: Täglich sollten Mitarbeiter die Zäune überprüfen. Ebenso werden regelmäßige Kontrollen der Gehege durch die Naturschutz- und Veterinärbehörde durchgeführt. «100 Prozent Sicherheit gibt es jedoch nie», resümiert Wiesenthal. Denn: Die Mindestanforderungen an die Haltung von Wölfen resultierten nur aus langjährigen Erfahrungswerten.