Berlin/Warschau (dpa) – Mit Blick auf eine mögliche neue Öl- und Erdgasförderung vor der polnischen Ostseeküste unweit der deutschen Grenze erinnert das Bundesumweltministerium an die Klimaziele der Europäischen Union. Die EU wolle bis 2050 klimaneutral werden, möchte dann also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen als auch wieder gebunden werden können, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. Investoren müssten wissen: «Die Förderung von Öl und Gas ist ein Geschäft mit einem klaren Ende.»
Die Informationen zu dem Öl- und Erdgasvorkommen lägen jetzt beim polnischen Umwelt- und Klimaministerium und würden dort ausgewertet. Man gehe davon aus, dass es im weiteren Verfahren zu einer Umweltverträglichkeitsprüfung komme, die wahrscheinlich grenzüberschreitend sein werde. Man sei mit den polnischen Behörden im Kontakt, eine Förderung in Küstengewässern läge aber in der Zuständigkeit Mecklenburg-Vorpommerns.
Das kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) hatte Probebohrungen durchgeführt. Dem Ergebnis zufolge wird das förderbare Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf 200 Millionen Barrel Öläquivalent (je 159 Liter) geschätzt, teilte CEP jüngst in Warschau mit. Das Ölfeld Wolin East liegt etwa sechs Kilometer von Swinemünde (Swinoujscie) entfernt. Während der Erkundung war die Bohrplattform auch vom deutschen Teil der Insel Usedom sichtbar.
Landesministerium: grenzüberschreitende Prüfung zugesagt
Nach Angaben des Schweriner Wirtschaftsministeriums hat die Umweltbehörde in Stettin (Szczecin) zugesagt, dass Deutschland nach der Antragsstellung auf Exploration beziehungsweise Gewinnung im Rahmen einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung beteiligt wird.
Das Ministerium hatte zudem der Zeitung «Welt» mitgeteilt, dass sich der Öl-Fund teils auf deutschem Hoheitsgebiet befinde. Es sei davon auszugehen, dass es sich um die zu Zeiten der DDR erbohrte Lagerstätte «Heringsdorf» handle. Inhaberin der Bergrechte für die Lagerstätte auf deutscher Seite sei die Neptun Energy Deutschland GmbH.
Die Mitteilung von CEP über das Ausmaß der Lagerstätte ruft in Mecklenburg-Vorpommern Besorgnis hervor. Bedenken gibt es etwa hinsichtlich möglicher Umweltschäden oder des in der Region wichtigen Tourismus.