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Projekt Munitionsräumung läuft: Bergungsplattform verankert

Wismar (dpa/mv) – In der Wismarer Bucht vor Boltenhagen ist ein 30-tägiges Pilotprojekt zur Bergung von Altmunition vom Meeresboden angelaufen. Die Spezialplattform «Baltic Lift» traf am Einsatzort ein, wo sie nach Angaben des Projektmanagements an vier Punkten fest verankert wurde. Auch erste Taucher waren am Wochenende an dem mit Warntonnen abgesperrten Einsatzort in der Ostsee im Wasser. Dabei wurden in rund 22 Metern Tiefe Munitionskisten mit starkem Bewuchs in Augenschein genommen. Letztlich sollen in vier Wochen rund 15 Tonnen Altmunition geborgen und dann entsorgt werden. 

Zunächst läuft ein Umweltmonitoring, bei dem es in erster Linie darum geht, ob eine Bergung möglicherweise mehr negative Einflüsse als ein Belassen der Sprengmittel auf dem Meeresboden hat. Um das zu analysieren werden am Meeresboden in der Nähe des Einsatzortes auch Miesmuscheln ausgesetzt, die nach dem Ende der vierwöchigen Arbeiten auf mögliche Schadstoffe untersucht werden. 

Krebserregend und mutationsfördernd

Eine Explosionsgefahr sieht der Meerestechnik-Experte Wolfgang Sichermann bei diesem Projekt nicht als erste Risikoquelle. Die sei eigentlich nur dann gegeben, wenn es starke mechanische Einwirkungen auf die Kampfmittel gebe, zum Beispiel bei Baumaßnahmen, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens Seascape, dem die Projektleitung obliegt, in einem Interview von NDR Info. Es sei eher so, dass durch die korrodierenden Behälter Stück für Stück Sprengstoffe freigesetzt würden. «Die lösen sich gut in Wasser, und die Bestandteile sind krebserregend und auch mutationsfördernd.»

Ausführendes Unternehmen ist der Baltic Taucherei- und Bergungsbetrieb in Rostock, dem auch die rund 54 Meter lange und 18 Meter breite Bergungsplattform «Baltic Lift» gehört, die früher ein Tankschiff war und selbstständig fährt. Die sichtbare Munition am Meeresboden ist nach Angaben des Unternehmens nur die Spitze des Eisberges; Der Großteil der schätzungsweise knapp 1.000 Tonnen Altmunition wie Granaten und Panzerfäuste dürfte an dem Ort unter meterhohem Weichsediment und Schlamm liegen. 

Die 30-tägige Aktion bei Großklützhöved vor Boltenhagen (Landkreis Rostock) ist Teil des Sofortprogramms Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee, für die insgesamt 100 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung stehen. Die Kosten für die Bergung vor Boltenhagen werden mit rund fünf Millionen Euro beziffert.

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