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Klima-Aktivist vor Gericht: «Wie David gegen Goliath»

Essen (dpa/lnw) – Diese Aktion hat bundesweit für Aufsehen gesorgt: Im Sommer vergangenen Jahres haben sich Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation auf einem Rollfeld des Düsseldorfer Flughafens festgeklebt. Nun steht einer von ihnen in Essen vor Gericht. Seinen Stolz über die Protest-Aktion wollte der 21-Jährige aus Bottrop auch zum Prozessauftakt am Essener Landgericht nicht verbergen. «Wir fühlten uns wie David gegen Goliath», sagte er den Richtern. 

Es war in den frühen Morgenstunden des 13. Juli vergangenen Jahres, als der Flughafen von insgesamt fünf Klima-Aktivisten blockiert wurde. Sie hatten den Stacheldraht durchtrennt und waren in Richtung Rollbahn gerannt. «Wir dachten, wir schaffen etwas Großes», so der Angeklagte. «Wir setzen uns dem „fossilen Weiter-so“ und der Zerstörung unserer Zukunft in den Weg – friedlich und nur mit unseren Körpern.» Eine Gefahr für den Luftverkehr habe aus seiner Sicht nicht bestanden.

Flugverkehr drei Stunden unterbrochen

Rund drei Stunden lang musste der Flugverkehr laut Anklage unterbrochen werden. Zahlreiche Flugzeuge, die schon mit Passagieren besetzt waren, konnten nicht starten. Das gesamte Gelände wurde nach weiteren Klima-Aktivisten abgesucht. Selbst ein Hubschrauber mit Wärmekamera war im Einsatz.

Der Angeklagte hatte sich nach eigenen Angaben nach dem Abitur den Klima-Protesten angeschlossen. Ausschlaggebend sei unter anderem die Flutkatastrophe im Ahrtal gewesen. «Ich habe gemerkt, dass ich etwas tun muss», sagte er.

Über 20 Straftaten aufgelistet

Die Staatsanwaltschaft hat in ihrer Anklage über 20 Straftaten aufgelistet – in zahlreichen deutschen Städten. Der 21-Jährige hat bereits zugegeben, dass er sich mit Mitstreitern immer wieder auf Straßenkreuzungen festgeklebt und dabei massive Verkehrsbehinderungen ausgelöst hat. Im Januar vergangenen Jahres hat er sich zudem an die Drehtür des NRW-Innenministeriums geklebt, um gegen den Braunkohleabbau zu demonstrieren. Versperrt sei der Zugang zum Gebäude aber nicht gewesen. «Es ging uns allein um den symbolischen Effekt», erklärte er den Richtern.

«Die wollten heile Welt spielen»

Außerdem wurden die Essener Zentrale des Energiekonzerns RWE, eine Reiterstatue in Köln und Ende März 2023 auch das historische Rathaus in Hamburg mit Farbe besprüht. Nach Angaben des Angeklagten habe sich Kanzler Olaf Scholz dort mit dem englischen König treffen wollen. «Die wollten heile Welt spielen», sagte er den Richtern. «Doch die Realität sieht anders aus.»

Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf Nötigung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Nach vorläufiger Einschätzung des Gerichts muss der 21-Jährige auch im Falle einer Verurteilung nicht mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Das Urteil soll voraussichtlich noch im November gesprochen werden.

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