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Schritt zu neuem Brennstoff für Garchinger Forschungsreaktor

Garching (dpa/lby) – Gegen den Betrieb des Garchinger Forschungsreaktor FRM II mit hochangereichertem Uran läuft seit Jahren eine Klage von Umweltschützern. Zwei Monate vor dem Prozesstermin vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) haben die Betreiber einen weiteren Schritt zu der von Gegnern geforderten Umrüstung auf niedrig angereichertes Uran gemacht. Vertreter der FRM II und der französischen Firma Framatome unterzeichneten einen weiteren Vertrag zur Fertigung des niedrig angereicherten Brennstoffs, wie eine Sprecherin des FRM II am Freitag mitteilte.

Allerdings wird allein der Prozess bis zur industriellen Fertigung mindestens vier Jahre dauern. Zudem muss im nächsten Jahr der Antrag für die Umrüstung gestellt und dann auch genehmigt werden. Bis der neue Brennstoff einsatzbereit ist, werden noch Jahre vergehen.

Der Reaktor steht seit vier Jahren still, Grund waren die Pandemie sowie Reparaturen, die sich hinziehen. Vor dem nächsten Jahr wird nicht mit dem Wiederanfahren gerechnet.

Der VGH wird sich am 17. Juni damit befassen, ob das dann mit dem bisherigen hoch angereichertem Brennstoff zulässig ist. Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern hatte im Mai 2020 beim VGH die Klage gegen den Betrieb eingereicht. Beklagt ist der Freistaat. Das Umweltministerium ist als Aufsichtsbehörde für die Genehmigung des Betriebs zuständig. Gegner halten den Betrieb der Anlage spätestens seit Ende 2018, wahrscheinlich aber seit 2011 für illegal und sprechen von waffenfähigem Material.

Die Umrüstungsverpflichtung für den Forschungsreaktor Garching sei nach der Genehmigung von 2003 bis Ende 2010 zu erfüllen gewesen, sagte der Anwalt des BN, Ulrich Wollenteit, auf Anfrage. «Seither wird der Reaktor ohne rechtsgültige Genehmigung betrieben. Mit der verspäteten Umrüstung ist es nicht getan. Der Reaktor braucht eine Neugenehmigung auf Basis des heutigen Stands von Wissenschaft und Technik.»

Die Vorbereitung auf den neuen Brennstoff läuft seit Jahren. Mit Framatome wurde ein Fertigungsprozess auf Pilot-Level entwickelt. «Damit werden derzeit bereits erste Brennstoffplatten gefertigt», sagte Bruno Baumeister, Projektleiter der Umrüstung von hochangereichertem (HEU) auf niedrig angereichertes Uran (LEU) am FRM II. Die neuen Platten müssen dann noch in langen Prozessen getestet werden. Für die jetzige Pilotphase wird der FRM II einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Die Neutronenquelle dient – sofern sie läuft – unter anderem der Medizin zur Herstellung von Radiopharmaka zur Krebsbehandlung. Außerdem wird die Quelle von der Industrie und verschiedensten Forschungszweigen genutzt, von den Materialwissenschaften, Quantentechnologien und Klimaforschung bis hin zur Archäologie. Momentan allerdings müssen die Garchinger Wissenschaftler andere Neutronenquellen nutzen.

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