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Schwache Ernte von Bucheckern in Bayern – Qualität sinkt

Laufen/München (dpa/lby) – Die Rotbuche prägt Bayerns Laubwälder seit Jahrhunderten. Der Klimawandel setzt ihr zu – umso wichtiger wird hochwertiges Saatgut in ausreichender Menge, um die Bestände aufzuforsten und fit für die Zukunft zu machen. Jedoch: «Das Saatgut, das wir die letzten Jahre geerntet haben, ist qualitativ schlechter geworden, und die Menge pro Ernteeinheit ist im Schnitt gesunken», schildert der Leiter des Pflanzgarten der Bayerischen Staatsforsten in Laufen, Andreas Ludwig. 

2024 gab es in Bayern mit 3,8 Tonnen nur eine schwache Ernte, wie das Forst-Ministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mitteilte. Zum Vergleich: Im «Superjahr» 2020 war es rund das Zehnfache. Ein beständiges Auf und Ab bei den Erntemengen ist bei den Buchen jedoch normal; auf bessere Jahre folgen in der Regel schlechte. Nur alle fünf bis acht Jahre gibt es eine sogenannte Vollmast. 

«Nach einer durchschnittlichen Bucheckernernte im vergangenen Jahr war auch für 2024 nicht mit einer Rekordernte zu rechnen», schildern dementsprechend die Experten des Ministeriums. Hinzu kam: «Durch die Spätfröste im April/Mai 2024 ist in einigen Regionen ein Teil der Buchenblüten erfroren.»

Klimawandel setzt dem wichtigsten heimischen Laubbaum zu

«Der Klimawandel macht sich natürlich bemerkbar, vor allem bei den Mutterbäumen», ordnet Ludwig die Ursachen ein. «Die möchten zwar ganz gerne fruktifizieren, das heißt, sie setzen weiterhin ordentlich Blüten an, aber durch das frühere Einsetzen der Vegetationszeit kommt auch die Blüte früher und wird häufiger durch Spätfröste teils massiv geschädigt.» Eine erfrorene Blüte könne keine Frucht mehr bilden. «Das ist ein zunehmendes Problem.»

«Das andere Problem ist die Trockenheit über die Fruchtreife hinweg. Der Baum ist nicht in der Lage, ausreichend Nährstoffe in den Samen zu pumpen und dadurch ist die Saatgutqualität nicht mehr so gut ist wie noch vor wenigen Jahren», schildert Ludwig. «Gerade Hitzetage über 30 Grad stressen die Bäume ungemein.»

Versorgung mit Saatgut eingeschränkt

Das hat erhebliche Folgen, denn die Versorgung mit Buchensaatgut ist laut Ministerium in weiten Teilen Bayerns derzeit nur noch ausreichend. Auch Ludwig sieht die Folgen des Klimawandels bei seiner Arbeit plastisch: «Wir merken das an der Lagerfähigkeit des Saatguts. Früher war es kein Problem, die Bucheckern drei bis fünf Jahre zu lagern. Inzwischen sind wir froh, wenn wir sie zwei bis drei Jahre lagern können. Danach stirbt das Saatgut einfach ab, weil die Nährstoffvorräte verbraucht sind.» 

Zudem gibt es in Bayern weniger Flächen, in denen Bucheckern geerntet werden dürfen: Derzeit sind in Bayern 527 Buchen(misch)bestände mit insgesamt rund 22.400 Hektar zugelassen. Sie liegen über Bayern verteilt, aber mit einem deutlichen Schwerpunkt im Spessart, der Fränkischen Platte und im Steigerwald. Dazu legen die Forstmitarbeiter große Netze unter den Buchen aus, um die herabfallenden dreikantigen Früchte einzusammeln.

Zwölf Herkunftsgebiete 

Die Idee hinter der Beschränkung der Sammelgebiete: Wenn die Mutterbäume vital und gut an ihren jeweiligen Standort angepasst sind, haben auch deren Nachfahren gute genetische Voraussetzungen, um sich an verändernde Bedingungen anzupassen und so dem Klimawandel die Stirn bieten zu können.

Denn auch, wenn mit der Erwärmung immer mehr wärmeliebende Bäume die Waldgesellschaft kennzeichnen, sind Experten überzeugt: Die Buche wird als wichtigste heimische Laubbaumart auch weiter eine entscheidende Rolle für Gesundheit, Stabilität und Leistungsvermögen unserer Wälder spielen.

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