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Cottbus (dpa/bb) – Nur wenige Wochen nach dem Start des neuen ICE-Instandhaltungswerks der Deutschen Bahn (DB) in Cottbus sind die Weichen für eine Erweiterung des Großprojektes gestellt worden. Für eine zweite Halle erfolgte am Montag der symbolische erste Spatenstich. Bis 2026 sollen die vollen Kapazitäten für die aufwendige Instandhaltung der ICE 4-Flotte laut Angaben der Deutschen Bahn zur Verfügung stehen. Bei der Umsetzung des Großvorhabens setzt die Deutsche Bahn auf eine enge Zusammenarbeit mit Bau- und Handwerksfirmen sowie Behörden.

Instandhaltung auf vier Gleisen

Mit einer über 500 Meter langen, viergleisigen Halle soll das jüngste und größte Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn vervollständigt werden. Die Halle soll zusammen mit einer Lackierstraße 2026 in Betrieb genommen werden. In der neuen Halle sollen ICE-Züge auf den vier Gleisen in voller Länge zur Instandhaltung einfahren können.

Modernste Technologie für Instandhaltung

Digitale Assistenten, Automatisierung und papierlose Fabrik: Das Unternehmen setzt auf innovative Technologien. So kommen etwa Augmented-Reality-Brillen (AR-Brillen) zum Einsatz – sie blenden Inhalte über dem Sichtfeld des Nutzers in der realen Welt ein. Über Apps für die Materialwirtschaft und elektrisch angetriebene Materialzüge können die Züge nach DB-Angaben deutlich schneller instandgehalten werden als in anderen Werken. Dort werden sie bislang für eine Revision geteilt und rangiert.

Der ICE 4 ist das Rückgrat des Fernverkehrs der Bahn. Die DB erhält 137 Züge dieser Bauart. Insgesamt sollen bis Ende des Jahrzehnts rund 450 ICE-Züge unterschiedlicher Baureihen unterwegs sein. Für mehr Züge braucht die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben auch mehr Kapazität in der Instandhaltung.

ICE-4-Züge sollen schneller gewartet werden

Das Werk zählt zu den wichtigsten Vorhaben zur Stärkung der Lausitzer Kohleregion und wird über das Strukturstärkungsgesetz des Bundes finanziert. Im Januar wurde die erste zweigleisige Werkshalle in Cottbus nach rund 20 Monaten Bauzeit in Betrieb genommen. In der Halle werden die Züge zum Teil demontiert und schwere Teile wie Fahrmotoren oder Drehgestelle ausgetauscht. Das funktioniert innerhalb von rund zwei Wochen – nach Bahnangaben so schnell wie in keinem anderen Werk.

Taskforce für Fertigstellung eingesetzt

Für das bislang größte Projekt im Strukturwandel wurde eine Taskforce eingerichtet, die auch die Fachkräftesituation in der Lausitz im Blick hat. Die Deutsche Bahn hat zunächst rund 450 Auszubildende und Mitarbeitende eingestellt. Bis zur 2026 sollen rund 1200 zusätzliche Industriearbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen werden. Gut die Hälfte der neu entstehenden Jobs werden dem Unternehmen zufolge mit eigenen Auszubildenden besetzt.

Die enorme Bedeutung des Vorhabens liege darin, dass neue industrielle Arbeits- und Ausbildungsplätze entstünden, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Damit könne ein Ausgleich für den Verlust der Braunkohle-Jobs geschaffen werde – mit einem attraktiven Tarifvertrag.

Leag und Bahn unterstützen sich

Dafür wird die Deutsche Bahn auch vom größten Arbeitgeber der Region, dem Energieunternehmen Leag, unterstützt. Die Leag bildet junge Menschen in der Ausbildungsstätte in Jänschwalde aus. Ab 2025 wird diese von der Deutschen Bahn vollständig übernommen. Dort wird der Nachwuchs der DB, der Leag und auch weiterer Unternehmen beruflich qualifiziert. Die Zahl der Ausbildungsplätze soll auf 100 pro Jahr steigen. Leag-Beschäftigte und auch andere vom Strukturwandel Betroffenen ermöglicht die DB damit eine neue Perspektive.

Zudem kooperiert die Deutsche Bahn mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. «Für uns ist ein wichtiges Thema, auch zu sagen, dass die Menschen in der Lausitz nach ihrer Schulausbildung oder Studium direkt in der Lausitz bleiben und wir sehen auch mehr und mehr Rückkehrer aus ganz Deutschland zurück in die Region kommen», sagte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik, der Deutschen Presse-Agentur.

Kampf um Fachkräfte

Bei der Fachkräftegewinnung arbeitet die DB nach Worten von Gerd tom Markotten mit Industrie- und Handelskammer und den Handwerkskammern zusammen. Es gehe darum, einen «Zukunftsoptimismus» zu spüren. Zum Kampf um Fachkräfte in der Region in Zeiten des Mangels sagte sie: «Wir sehen ja auch, wenn wir mehr Menschen in der Region halten können, dann haben wir am Ende gar keine Diskussion mehr in dem Sinne, nimmt der eine dem anderen etwas weg, sondern dann können wir gemeinsam die Region nach vorn bringen.»

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