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Steigende Temperaturen verändern Tourismus: ab in die Höhe

Garmisch-Partenkirchen (dpa/lby) – Der Klimawandel wirkt sich im Alpenraum besonders stark aus: Der Temperaturanstieg ist größer, die Naturgefahren steigen. Der Wintersport wird je nach Höhenlage immer schwieriger. Dafür verlängert sich die Outdoor-Saison im Sommer – und die höheren Temperaturen könnten auch Urlauber verstärkt in die Berge locken, wo es kühler ist. Das prognostiziert das Expertenforum «Klima.Sport.Schnee» in seinem beim zweiten Alpenklimagipfel auf der Zugspitze vorgestellten Positionspapier.

Die Experten legten Daten zur Erwärmung im Alpenraum vor. Nach deren Berechnung beträgt die mittlere Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit bis zum Ende vergangenen Jahres in Deutschland 2,5 Grad, in Österreich 3,1 Grad und in der Schweiz 2,9 Grad.

Schweizer Gletscher im Rückzug: 60 Prozent verloren

Die Fachleute erwarten zudem, dass trotz der in Umsetzung befindlichen globalen Klimaschutzmaßnahmen die Jahresmitteltemperatur in diesem Raum bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere 2 Grad steigt. Sie nannten weitere Klimasignale aus der Schweiz: Die Gletscher verloren seit 1850 rund 60 Prozent an Volumen. Seit 1961 stieg die Nullgradgrenze um 300 bis 400 Meter.

Wintersport wird immer schwieriger. Mehr Beschneiung erfordere mehr Energie und Wasser – und mache den Sport teurer. Auch bei Sportevents werde man zunehmen in höhere Lagern ausweichen müssen. Die Anpassungsfähigkeit sei noch gegeben – aber eben auch begrenzt.

Wandel beim Sommer-Tourismus in den Alpen 

Die Klimaexperten sehen auch einen deutlichen Wandel beim Sommer-Tourismus in den Alpenländern – und damit neue Chancen. «Wir müssen uns von gewissen Dingen verabschieden, von anderen wiederum können wir profitieren», sagte die Österreichischen Glaziologin Andrea Fischer.

Weil es in den Urlaubsländern rund ums Mittelmeer mit den steigenden Temperaturen eher zu heiß wird für erholsame Ferien, heißt es im Sommer öfter: ab nach Norden. Oder eben: nach oben. 

Urlaub in den Alpen kann klimafreundlicher sein als Flugreise 

Der touristische Druck auf die Alpen werde zunehmen, sagte Harald Kunstmann vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). «Man weicht bewusst eher in höhere Lagen aus.»

Eine Anreise in die Alpen könne dabei jedoch klimaschonender sein als eine Flugreise zu anderen Urlaubszielen – zumal mit öffentlichen Verkehrsmitteln. «Vom Klimaschutzgedanken her ist ein Urlaub in den Alpen eher zu empfehlen», sagte Kunstmann.

Wie sehr der Klimawandel auch die Forschung direkt treffen kann, habe der Bergsturz in Blatten in der Schweiz gezeigt. Dort wurde auch eine Messtation zerstört, wie Sven Kotlarski vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz berichtete. Das Unglück habe wahrscheinlich mit dem Abschmelzen des Permafrosts zu tun gehabt, also des dauerhaft gefrorenen und so stabil gehaltenen Bodens. Vor etwa zwei Wochen hatte ein Felssturz große Teile des Dorfes Blatten überrollt – die rund 300 Einwohner wurden rechtzeitig in Sicherheit gebracht.