Schwerin (dpa/mv) – Nach einem nach ersten Einschätzungen eher schwachen Brutjahr der Weißstörche in Mecklenburg-Vorpommern sind die ersten Tiere jetzt zu ihren Winterquartieren aufgebrochen. «Storchenvater» Helmut Eggers aus Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim hat das Wohnmobil gepackt und wartet stündlich darauf, dass sich auch «seine» beiden mit Sendern versehenen Störche auf die Reise machen.
«Es kann jeden Moment losgehen», sagt er. Die aktuelle Hochdrucklage biete für den Segelflug der Störche günstige Bedingungen.
Im Altkreis Ludwigslust und im Amt Neuhaus, das östlich der Elbe liegt, aber zu Niedersachsen gehört, haben laut Eggers dieses Jahr 103 Storchenpaare gebrütet. 82 von ihnen seien erfolgreich gewesen und hätten 175 Jungtiere großgezogen. Das seien etwa so viele wie 2024 gewesen, sagt er.
Lange Frühjahrstrockenheit ist ein Problem
Gerade die ganz früh im Jahr nach Mecklenburg zurückgekehrten Störche – der erste traf demnach bereits am 7. Januar in der Nähe von Wittenburg ein – hätten mit der langanhaltenden Frühjahrestrockenheit Probleme gehabt. Sie fanden nicht genug Futter für ihre Jungen, sagt Eggers.
Aus der Region Greifswald berichtet Frank Tetzlaff von mehr Brutpaaren (32 nach 29) als im vergangenen Jahr, aber weniger Jungen. Nur 41 kleine Störche seien flügge geworden – nach 55 im vergangenen Jahr. Im Altkreis Bad Doberan wurden ersten Angaben zufolge 51 Jungstörche flügge – nach 77 im vergangenen Jahr.
Das Jahr 2024 galt als gutes Storchenjahr in MV mit 771 Paaren und fast 1.500 erfolgreich aufgezogenen Jungstörchen. Laut Tetzlaff könnte 2025 als sogenanntes Störungsjahr in die Geschichte der Störche im Nordosten eingehen.
Viele Todesfälle in Rumänien und Bulgarien
Neben den Risiken bei der Aufzucht, wie Trockenheit, aber auch Starkregen, warten neue Gefahren auf die Störche bei ihrem Flug nach Süden. Vor allem in Osteuropa seien noch immer Mittelspannungsleitungen eine häufige Todesfalle, berichtet Eggers. Leitungen verliefen dort oft noch immer ungeschützt über die Traversen, die Querträger der Strommasten. Lasse sich ein Storch auf einer Traverse nieder und berühre eine Leitung, erleide er einen tödlichen Stromschlag. «Gerade in Rumänien und Bulgarien haben wir große Verluste.»
Um Risiken wie diese zu verringern, begibt sich Rentner Eggers mit seinem Wohnmobil und einem Kollegen auf die Reise den Störchen hinterher. Sie werde ihn in zehn Tagen bis nach Bulgarien führen, sagt er. «Wir haben zwei Senderstörche und die Sender sagen uns, wo sie lang fliegen und wo sie übernachten.»
Dort fahre er dann hin und schaue sich in der Umgebung die Situation und mögliche Gefahrenquellen an. Gemeinsam mit Storchenschützern vor Ort werde dann das Gespräch etwa mit Energieversorgern gesucht. «Es gibt da auch Fortschritte», sagt Eggers. Es gebe aber auch noch viel zu tun.