Berlin/Mainz (dpa/tmn) – Stromsparen – das wollen alle, wegen der Kosten und für das Klima. Mit dem Kauf energieeffizienter Geräte ist es aber nicht getan. Auch das Alltagsverhalten kann man optimieren. Verhaltensänderungen im Alltag. Von unerwarteten Energiefressern bis hin zu cleveren Gewohnheiten – wir zeigen, die Sie Ihre Stromrechnung nachhaltig reduzieren.
Hier sind zehn Empfehlungen von Fachleuten im Bereich Energie:
1. Weniger Geräte kaufen
«Elektrogeräte werden immer effizienter, aber der Stromverbrauch im Haushalt sinkt nur wenig», sagt Alexander Steinfeldt, Energieexperte der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. Ein Grund dafür ist, dass wir immer mehr Geräte besitzen, diese aber nicht sparsam nutzen. Daher: Überlegen Sie vor jeder Neuanschaffung, ob sie wirklich nötig ist.
Mit jedem neuen Gerät steigt der Stromverbrauch. Um ihn zu senken, müssen wir unser Verhalten ändern. Matthias Krümmel, Referent für Klimaschutzpolitik beim Berliner Landesverband des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), erinnert zum Beispiel daran, Geräte statt im Stand-by-Modus ganz auszuschalten und den Kühlschrank nicht zu kalt einzustellen. Eine Temperatur von sieben Grad ist ausreichend, für den Gefrierschrank sind minus 18 Grad empfohlen.
2. Kleine Geräte wählen
Größere Geräte verbrauchen mehr Strom als kleinere – selbst dann, wenn beide mit der Energieeffizienzklasse A ausgezeichnet sind. Das EU-Energielabel vergleicht nur Geräte gleicher Größe und Kapazität. Um mehr Energie zu sparen, empfiehlt Hans Weinreuter, Leiter Energie und Bauen bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, «bescheidenere» Haushaltsgeräte zu wählen, etwa einen kleineren Kühlschrank. Auch eine Waschmaschine für fünf statt acht Kilogramm Wäsche reiche oft aus, sagt er.
3. Eco-Programme nutzen
Moderne Geschirrspüler verfügen über sogenannte Eco-Programme. «Sie laufen länger, bei niedrigerer Temperatur, verbrauchen aber nicht mehr Strom», erklärt Weinreuter. Je nach Gerät lassen sich 20 bis 40 Prozent Strom gegenüber anderen Programmen sparen. Auch bei Waschmaschinen ist die Temperaturwahl entscheidend. «Temperaturen von 90 Grad sind kaum noch nötig», sagt er. «Die Waschmittel sind so gut geworden, dass die Wäsche oft bei 30 bis 40 Grad gewaschen werden kann.»
4. Mahlzeiten ohne Energiezufuhr
Mahlzeiten, die wenig oder gar keine Kochzeit benötigen, sparen Energie. Darauf weist Matthias Krümmel hin. Salate, kalte Suppen und Sandwiches sind gute Optionen. Wenn Herd und Backofen nicht gebraucht werden, fällt folglich kaum Strom für die Zubereitung an. Wer den Herd dennoch braucht, kann mehrere Portionen gleichzeitig kochen, um Reste für spätere Mahlzeiten vorzubereiten. Bei Töpfen gilt: immer den Deckel verwenden. So wird keine Energie verschwendet.
5. Umluft beim Backen einschalten
Die Umluftfunktion beim Backen oder Braten im Backofen sorgt für eine gleichmäßige Wärmeverteilung. Dadurch verkürzt sich die Garzeit und die Temperatur kann im Vergleich zu Ober-/Unterhitze um 20 Grad niedriger eingestellt werden. Außerdem ermöglicht die Umluftfunktion das gleichzeitige Garen mehrerer Speisen auf verschiedenen Ebenen. Ein weiterer Vorteil: Für die meisten Gerichte ist kein Vorheizen nötig.
6. W-LAN-Router nachts ausschalten
In vielen Haushalten bleibt der W-LAN-Router rund um die Uhr eingeschaltet, obwohl er nachts oft nicht genutzt wird. Laut Weinreuter verbraucht ein Router zwischen zehn und 20 Watt, was 90 bis 180 kWh pro Jahr entspricht. Wer ihn nachts für acht Stunden ausschaltet, kann bereits ein Drittel dieses Verbrauchs einsparen. Falls das bedeutet, dass das Festnetz nicht erreichbar ist, kann man sich mit Smartphones behelfen, empfiehlt er.
7. Bildschirmzeiten reduzieren
Nicht nur Computer und Fernseher mit hoher Grafik- und Rechenleistung verbrauchen viel Strom, wenn sie über mehrere Stunden eingeschaltet bleiben. Auch Spielekonsolen und Gaming-PCs tragen zu einem erhöhten Stromverbrauch bei. «Aktuelle Konsolen verbrauchen beim Spielen rund 200 Watt, dazu kommen etwa 100 Watt für den Bildschirm. Bei Gaming-PCs sind es 500 Watt und mehr», sagt Weinreuter. Sein Tipp: «Weniger spielen.» Oder, wer kann, anderswo: Der Stromverbrauch von Laptops, Tablets oder Smartphones ist deutlich geringer.
8. LED und Bewegungsmelder nutzen
LED-Lampen sind heute Standard in der Beleuchtung. Eigentlich. Dennoch, so Alexander Steinfeldt, nutzen einige Haushalte immer noch alte Glühbirnen. Auch Halogen- und Energiesparlampen sollten vermieden werden. Sie sind vergleichsweise weniger effizient. «Wer oft vergisst, das Licht auszuschalten, kann einzelne Lichtquellen mit Bewegungsmeldern verbinden», sagt Matthias Krümmel. Sie schalten sich nach einer bestimmten Zeit von selbst aus.
9. Warmwasser am Waschbecken abstellen
«Warmwasser verbraucht 15 Prozent der Energie im Haushalt», sagt Steinfeldt. Mit einem Sparduschkopf lässt sich der Warmwasserverbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren. Aber es geht noch mehr. «Die Hände werden auch mit kaltem Wasser sauber, wenn man Seife benutzt», sagt er. Insgesamt lassen sich 50 Euro im Jahr sparen, wenn man beim Händewaschen auf warmes Wasser verzichtet. Dazu den Einhebelmischer immer auf Kalt stellen oder die Warmwasserzufuhr abdrehen.
10. Heizungspumpe erneuern
Alte Heizungspumpen in schlecht gedämmten Häusern können mehr als 5 000 Stunden im Jahr laufen, sagt Weinreuter. Das entspricht etwa zehn Prozent des Stromverbrauchs eines durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalts. Moderne Pumpen sind effizienter. Statt einer 100-Watt-Pumpe kann man heute eine elektronisch geregelte Pumpe einsetzen, die nur noch 20 Watt oder weniger verbraucht, so der Experte.
Wie viel Strom verbrauche ich?
«Sparappelle allein reichen nicht aus, um ans Energiesparen zu denken», sagt Alexander Steinfeldt. Man braucht einen Anreiz. Dazu sollte jeder seinen Jahresverbrauch kennen, auswerten und mit anderen Haushalten vergleichen. Je höher der Verbrauch, desto größer ist das Potenzial, Energie und Geld zu sparen. Dabei helfen verschiedene Stromrechner im Internet (z. B. bei stromspiegel.de).
Zusätzlicher Tipp
Wer im Winter die Raumtemperatur um einen Grad senkt, spart deutlich. «Ein Grad Celsius weniger spart im Schnitt sechs Prozent Heizenergie ein», so Steinfeldt. Auch bei Abwesenheit und beim Lüften sollte die Heizung heruntergedreht werden. Um die Temperatur in einzelnen Räumen zu regeln, sind programmierbare Thermostate nützlich. Damit lassen sich im Schnitt zehn Prozent Heizenergie einsparen.