Erfurt (dpa/th) – In Thüringen soll weniger Boden durch Bauprojekte, Straßen oder Gewerbegebiete versiegelt werden. Vorgesehen sei, dass neue Flächen, die quasi betoniert werden, durch entsiegelte Flächen ausgeglichen werden. Um das zu organisieren, werde ein sogenannter Entsiegelungsfonds eingerichtet, erklärte Umweltminister Tilo Kummer (BSW) auf Anfrage. Dafür gebe es eine Verständigung mit der Thüringer Landgesellschaft (ThLG).
Laut Statistikportal von Bund und Ländern ist in Thüringen eine Fläche von mehr als 790 Quadratkilometern versiegelt – jährlich kommt gut ein Quadratkilometer dazu. Die Landesfläche des Freistaats, der zu den waldreichen Bundesländern gehört, beträgt rund 16.000 Quadratkilometer.
Zehn Millionen Euro aus gewonnenem Rechtsstreit
Das Projekt zum Böden entsiegeln und Flächenverbrauch reduzieren ist laut Kummer Teil des 100-Tage-Programms der Landesregierung. Dafür würden zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die aus einem vom Land gewonnenen Rechtsstreit um das alte Teeverarbeitungswerk Rositz in Ostthüringen stammen. Das Geld solle von der Landgesellschaft treuhänderisch verwaltet und für Entsiegelung eingesetzt werden.
«Wir wollen die Landschaft aufräumen», sagte Kummer. Ziel seien Schritte in Richtung Netto-Null-Versiegelung. Thüringen brauche Infrastrukturausbau, Wohnungsbau und Gewerbeentwicklung.
Gleichzeitig sollen künftig teils schon lange ungenutzte Flächen entsiegelt und für die Natur oder für die landwirtschaftliche Nutzung zurückgewonnen werden. Gleichzeit werde weniger Agrarfläche für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beansprucht, die bei Bauprojekten üblich sind.
Start voraussichtlich 2025
Die ThLG habe das Know-how für die Aufgabe – auch zum Aufbau von Flächenpools nach Naturschutzrecht. Nach einem Pilotprojekt soll in der Zukunft ein sogenannter Kompensationsflächenpool aufgebaut werden. Wenn die haushaltsrechtlichen Grundlagen geschaffen seien, könne noch 2025 mit der Auswahl der Flächen, der Planung und Umsetzung des Pilotprojektes begonnen werden.
Zukünftig könnten sich beispielsweise Unternehmen, die Werkhallen bauen wollen und damit Boden versiegeln, an die ThLG wenden, die bereits entsiegelte Flächen als Kompensation anbiete und für ihre Vorleistungen bezahlt werde.