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Erneut protestieren Tierschützer gegen Tötung von 200 Tauben

Wiesbaden (dpa/lhe) – Tierschützer befürchten auch nach der Aufhebung eines ministeriellen Erlasses zu Stadttauben die Tötung von 200 dieser Vögel in Limburg. Zwar sei aus ihrer Sicht der Stadt damit die wichtigste Rechtsgrundlage für diesen Plan entzogen worden, teilten drei Tierschutzverbände in Wiesbaden mit. Doch «die geplanten Taubentötungen der Stadt Limburg und die davon ausgehende Vorbildwirkung für andere hessische Städte sind noch nicht vom Tisch», hieß es weiter.

Die erwogene Tötung mit Genickbruch sei grausam. Die Tierärztin Kirsten Tönnies sagte, zuvor müsste ein Schädlingsbekämpfer die Tauben mit einem Stock auf den Kopf bewusstlos schlagen. Dabei könne es bei Bewegungen der Vögel viele Fehlschläge geben, denn die Tauben fingen dann in Todesangst an zu zappeln.

Limburgs Pläne für Taubentötungen schlagen hohe Wellen

Eine kommunal beauftragte Tötung von Stadttauben in dreistelliger Zahl gilt bundesweit als selten – entsprechend hohe Wellen schlagen die Pläne weit über Hessen hinaus. Hintergrund in Limburg ist ein Stadtverordnetenbeschluss vom November 2023. Nach heftiger Debatte kam es im Juni 2024 zu einem Bürgerentscheid. Dabei plädierte eine Mehrheit der Stimmberechtigten für die Umsetzung des Stadtverordnetenbeschlusses.

Tierschützer verweisen auf Gerichtsurteile

Die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht, Barbara Felde, verwies auf mehrere Gerichtsurteile in Deutschland, wonach das Fangverbot für Vögel nach der Bundesartenschutzverordnung auch für Stadttauben gelte. 

Tauben gelten wieder als richtige Wildtiere

Das hessische Landwirtschaftsministerium hat nach eigenen Angaben nach einer internen Überprüfung einen Erlass von 2022 aufgehoben, wonach Stadttauben im besiedelten Gebiet nicht als wildlebende Tiere angesehen worden waren. Nun gelten die Tiere wieder als richtige Wildtiere im Sinne der Bundesartenschutzverordnung.

Die mittelhessische Stadt Limburg wartet nach eigener Auskunft auf eine Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde, ob eine besondere Genehmigung für das Einfangen und Töten der Tauben nötig ist. So lange warte die Stadt noch mit der Auftragsvergabe an einen schon gefundenen Schädlingsbekämpfer. Die seit Längerem vorgesehene Tötung von 200 Tauben solle nach jetzigem Stand nach wie vor am 22. April beginnen. Es gebe zu viele dieser Vögel im Stadtgebiet.

Taubenschläge die «bessere Lösung»

Die Tierschützer betonten, betreute Taubenschläge seien die bessere Lösung, wenn die Population dieser Tiere in einer Stadt zu groß werde. «In Taubenschlägen und -türmen werden sie mit artgerechtem Futter versorgt, ihre Eier zur Bestandsreduktion gegen Gipsattrappen getauscht und ihr Kot gesammelt», hieß es. Dies funktioniere etwa schon in Gießen – und auch für Marburg und Wetzlar gebe es dafür Planungsgespräche. Tauben sind demnach sehr standorttreu.

Tierärztin: Sterilisation teuer und «nicht ohne Todesfälle»

Sie zu sterilisieren dagegen wäre nach Worten der Tierärztin Tönnies mit Narkose und Operation aufwendig, teuer und auch «nicht ohne Todesfälle» durchführbar. Ihre Küken im Nest könnten derweil bei mehrtägiger Abwesenheit der Elterntiere «elendig» verhungern.

Stadttauben profitieren von Abwärme und Dachöffnungen

Laut einem Sprecher der Kommune sind Tauben ein «punktuelles Problem» vornehmlich in der Altstadt: In leerstehenden Häusern mit Öffnungen, bei Dächern und Fenstern sowie in Hinterhöfen mit Abwärme beispielsweise fänden sie gut geeignete Orte für ihre Vermehrung. 

Zunächst hatte Limburg geplant, 200 Stadttauben einfangen und der Tierschutzorganisation Gut Aiderbichl in der Oberpfalz übergeben zu lassen. Das einzige hierfür eingegangene Angebot habe aber mit veranschlagten Kosten von 57.100 Euro deutlich über der vorgegebenen Summe von maximal 25.000 Euro gelegen, sagte ein Sprecher der Stadt. Daher folgte eine neue Ausschreibung zum Einfangen und Töten. Hinter dem abermals einzigen fristgerechten Angebot steht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein Falkner.

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