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Tipps zur Betreuung: Wo Hunde tagsüber nicht alleine sind

Lüneburg/Bonn (dpa/tmn) – Wer auf den Hund gekommen ist, hat es am Anfang noch recht leicht: Da nimmt man zwei oder drei Wochen Urlaub – und ist rund um die Uhr für das neue Familienmitglied da. Wohin aber mit dem Hund, wenn man wieder zur Arbeit muss?

Die Möglichkeiten sind vielfältig: von einer vorübergehenden Beschäftigung durch einen Dogwalker bis zur täglichen Unterbringung in einer Hundetagesstätte (Huta). Viele Unternehmen gestatten Mitarbeitern sogar, die Fellnasen mit zur Arbeit zu bringen. Doch welche Variante ist am besten?

Hunde im Büro

«Wer seinen Hund zur Arbeitsstelle mitnehmen kann, der tut ihm in der Regel einen großen Gefallen, denn Hunde sind hochsoziale Lebewesen», sagt Nadia Wattad vom Deutschen Tierschutzbund. Der Hund muss allerdings grundsätzlich für eine Mitnahme geeignet sein und seine Bedürfnisse sollten berücksichtigt werden. 

Dazu zähle auch ein geeigneter, ungestörter Platz zum Ruhen, eventuell ein nicht quietschendes Spielzeug und körperliche und mentale Auslastung vor der Arbeit und in den Pausen. Aber nicht nur der Vierbeiner profitiert: Hundeliebhaber im Team, die selbst keinen Hund haben können, freuen sich über den tierischen Kollegen. 

«Allein die Anwesenheit eines entspannten Hundes kann nachweislich das Stresslevel im Team senken, zu mehr Bewegung in Pausen anregen und als ’sozialer Eisbrecher‘ die Kommunikation und das Miteinander fördern», sagt Markus Beyer, Vorsitzender des Bundesverbandes Bürohund.

Das Wichtigste: Für alle Beteiligten sollte ein Hund im Büro eine positive und sichere Erfahrung sein, so Beyer. Das bedeutet: Die Bedürfnisse des Tieres (Ruhe, Sicherheit, artgerechte Haltung) müssen genauso im Mittelpunkt stehen wie die der Menschen. Transparenz ist hierbei das A und O.

Tagsüber in die Huta

Was die Kita für Eltern ist, ist die Huta für Hundebesitzer: Auf dem Weg zur Arbeit wird der Hund morgens in der Tagesstätte abgeliefert – und nachmittags wieder abgeholt. Vorteil für Herrchen und Frauchen: Sie wissen, dass ihre Vierbeiner nicht allein sind oder unter Einsamkeit und Langeweile leiden. Im besten Fall haben sie sogar noch ein paar Buddies zum Toben. 

Wie findet man eine gute Huta? Ein guter Hinweis ist eine Weiterempfehlung von anderen Hundebesitzern, sagt Katrin Handel vom Berufsverband ProHunde. Ihr Tipp: «Lesen Sie (Google-)Bewertungen. Auch die negativen. Und die Antworten des Betreibers auf die negativen Bewertungen. Diese sagen oft mehr über den Betrieb aus als jede Fünf-Sterne-Rezension.»

Gibt es ausschließlich Fünf-Sterne-Bewertungen, sollte man ebenfalls stutzig werden. Ein guter Anbieter bietet die Möglichkeit eines unverbindlichen Kennenlernens, bei dem man offene Fragen besprechen und der Hund auch schon mal das Gelände erkunden kann. Es sollte auch die Möglichkeit für einen Probetag geben.

Englischer Rasen oder Trampelpfade? Achtung!

Englischer Rasen ist ein Warnsignal. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sich Hunde auf dem Grundstück frei bewegen dürfen, ist gering. Ebenso eingelaufene Trampelpfade am Außenrand der Hundeausläufe. Das deutet darauf hin, dass die Betreuungshunde wenig Beschäftigung und wenig direkten Menschenkontakt bekommen. 

«Eine gute Betreuung achtet insbesondere darauf, keinen der Betreuungshunde zu überfordern und strebt ausreichend Ruhezeiten für alle Hunde an», so Katrin Handel. Der Tierschutzbund bewertet die regelmäßige Unterbringung eines Hundes in einer Huta kritisch, da «für Hunde feste Bezugspersonen wichtig sind und sie nicht zwischen solchen hin- und hergerissen werden sollten», sagt Nadia Wattad.

Feste Hunde-Freundschaften in der Huta

Nach Ansicht von Katrin Handel hätten Hunde mit Fremdbetreuung regulär jedoch wenig Probleme. «Eine kurze Fremdel-Phase ist völlig normal», sagt sie. «Fühlt sich Ihr Hund sicher und wohl, beginnt er recht schnell zu erkunden und nimmt mit den neuen Menschen und gegebenenfalls den anderen Hunden Kontakt auf.» 

Eine gut geführte Tagesbetreuung bedeute «eine wunderbare Auslastung» für den Hund. Er profitiere von regelmäßigen und moderierten Sozialkontakten, und auch unter den Hunden entwickelten sich «feste Freundschaften, die ausgewogenes soziales Spiel ermöglichen», so Handel.

Bei regelmäßiger Betreuung hätte der Vierbeiner quasi ein zweites Zuhause, das er gewohnt sei und in dem er sich wohlfühle. Allerdings: Nicht jeder Hund eignet sich auch wirklich dafür. «Sozial inkompetente Hunde sind nichts für eine Gruppenhaltung», betont Katrin Handel. 

«Und Omas Liebling, der sonst 24/7 auf dem Schoß sitzen darf, wird sich in einer Unterbringung im Zimmer oder Zwinger mitunter ausgesprochen schwertun.» Auch gebe es Hunde, die das Konzept Gruppenhaltung für sich nicht akzeptieren und sich in Gegenwart anderer aktiver Hunde ausgesprochen unwohl fühlen.

Unterwegs mit dem Dogwalker

Ein Mensch mit zehn Hunden an der Leine – solche Bilder sind mittlerweile auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. Professionelle Gassigeher oder Dogwalker holen Hunde von zu Hause oder aus dem Büro ab und machen mit ihnen einen Ausflug in den Park oder gehen ein paar Stunden spazieren. 

«Gassigeher können aus Tierschutz-Sicht eine sinnvolle Ergänzung zur Betreuung des Hundes sein, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind», sagt Nadia Wattad. Entscheidend sei, dass die Betreuer über ausreichende Fachkenntnisse im Umgang mit Hunden verfügen und mit dem individuellen Verhalten des jeweiligen Hundes umgehen können.

Hundetrainer Rainer Burisch vom Berufsverband ProHunde weist darauf hin, dass es lokale Beschränkungen geben kann – wie etwa in Berlin, wo maximal vier Hunde für professionelle Gassigeher zugelassen seien. Wer jedoch eine entsprechende Sachkunde nachweise, könne sich vom Veterinäramt von dieser Obergrenze befreien lassen.

Gute Ausstattung im Auto und Vertrauensverhältnis

Wichtig ist, dass Dogwalker über eine Betriebshaftpflichtversicherung verfügen und die Vierbeiner in Hundeboxen in einem klimatisierten Auto transportiert werden. Fahrtwege sollten nicht zu lang sein und der Weg in ein geeignetes Auslaufgebiet führen, wo der Hund auch ohne Leine laufen kann, empfiehlt Rainer Burisch.

Einen guten Dogwalker erkennt man auch daran, wie er die Hunde, die neu hinzukommen, einarbeitet. «Das darf nicht nach dem Motto ‚Holla die Waldfee‘ passieren, indem er alle auf den Neuen loslässt, sondern sie müssen erst die Möglichkeit haben, sich in einer kleineren Gruppe aneinander zu gewöhnen», so Burisch 

Für den Gassi-Service eignet sich Burisch jeder gut sozialisierte Hund. Selbst einer, der eher ängstlich sei, könnte für den Spaziergang und das Spielen mit mehreren Artgenossen infrage kommen. «Er kann in der Gruppe total aufblühen, weil er sich auch an einen souveränen Artgenossen anschließen kann, der ihn mitzieht und beruhigt.»

Auf jeden Fall sollten sowohl Hundebesitzer als auch Dogwalker ein gutes Gefühl haben. Letztendlich muss ich der Person vertrauen können, die sich um meinen Hund kümmert. Zwischen Halter und Betreuer muss es einfach stimmen, sagt Hundetrainer Burisch.

Höchstens vier Stunden allein

Egal, für welche Lösung man sich letztendlich entscheidet – vor der Anschaffung eines Hundes muss klar sein: Länger als vier, allenfalls fünf Stunden sollte ein erwachsener Hund nach Ansicht des Tierschutzbundes tagsüber nie allein sein. 

Katrin Handel appelliert zudem, mit der Suche nach einer Betreuung nicht zu warten. Eine Gruppenintegration ab Welpenalter verlaufe viel harmonischer, und der Hund profitiere vom frühzeitigen Erlernen hündischer Etikette. Wichtig ist auch, einen Plan B zu haben – etwa für den Fall, dass der Hund infektiös erkrankt.