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Kiel/Hamburg/Schwerin (dpa) – Es ist bisher kein allzu gutes Jahr für die Stechmücken im Norden. «Im Moment ist es ihnen einfach zu trocken», sagt die Biologin Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in Greifswald, das ein Labor für Stechmücken-Monitoring betreibt. Zwar komme die Wärme der vergangenen Wochen den Insekten entgegen. «Aber das nützt alles nichts, wenn keine Wasserflächen zur Verfügung stehen.» Die Eier von Stechmücken können sich nur im Wasser entwickeln.

«Ich persönlich habe noch nie so wenige Stechmücken gesehen wie in diesem Jahr», sagt Carsten Pusch, stellvertretender Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) in Schleswig-Holstein und Insekten-Experte. Auf einen ebenso mückenarmen Sommer lasse das allerdings nicht schließen.

Vermehrung von Mücken ist witterungsabhängig

Zwar starteten die Stechmücken in diesem Jahr von einer kleineren Basis. «Aber wenn die Bedingungen ideal sind, kann es ganz schnell gehen. Dann können sie sich explosionsartig vermehren», wie Pusch sagt. Eine einzelne Mücke kann unter Umständen hunderte Eier legen, die dann innerhalb von zwei bis drei Wochen zu Mücken werden.

Die Vermehrung der Mücken sei «stark witterungsabhängig», betont Reinking. Es brauche Wärme und Feuchtigkeit. Das mache mittel- und langfristige Prognosen schwierig. «Solche Prognosen sind pure Spekulation», sagte Pusch.

So steht es um die Asiatische Tigermücke und das West-Nil-Virus

Mit Blick auf die Mücken-Population im Sommer ist auch die Verbreitung von Viren fraglich, die die Stechmücken übertragen können. In den vergangenen Jahren sind vermehrt exotische Stechmückenarten und mit ihnen exotische Viren in Deutschland aufgetaucht.

Allen voran die Asiatische Tigermücke, die tropische Erreger wie das Dengue-Virus, das Zika-Virus oder das Chikungunya-Virus übertragen kann. Aufgetreten ist die Tigermücke bisher vor allem im Südwesten Deutschlands. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern wurde sie bisher nicht beobachtet, wie es seitens des Friedrich-Loeffler-Instituts sowie des Instituts für Hygiene und Umwelt in Hamburg heißt.

Anders sieht das beim West-Nil-Virus aus. Das Virus, das vor allem Vögel und Pferde befällt und potenziell tödlich verlaufen kann, ist im vergangenen Jahr in einzelnen Fällen auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern festgestellt worden. «Wir gehen davon aus, dass auch in diesem Jahr wieder Fälle auftreten werden», sagt Reinking. Sie ruft Pferdebesitzer in bereits betroffenen Regionen dazu auf, ihre Tiere zu impfen.