Close

Umweltminister: Luftqualität in NRW stark verbessert

Düsseldorf (dpa/lnw) – 40 Jahre nach dem größten Smog-Alarm in Nordrhein-Westfalen hat sich die Luftqualität in dem dicht besiedelten Industrieland maßgeblich verbessert. Landesumweltminister Oliver Krischer (Grüne) geht davon aus, dass es eine solche Lage mit gesperrten Straßen, geschlossenen Schulen und gedrosselter Industrieproduktion infolge extremer Schadstoffkonzentrationen so nicht mehr in NRW geben werde.

Damals habe die Schadstoffkonzentration im Jahresmittel zum Teil um mehr als das Zehnfache über den heutigen Werten gelegen und, je nach Wetterlage, an einzelnen Tagen noch extrem viel höher, bilanzierte er in Düsseldorf. Inzwischen würden die gesetzlich festgelegten Grenzwerte bei Stickstoffdioxid und Feinstaub an allen kontinuierlichen Messstationen in NRW sicher eingehalten. 

Atmen in NRW: Was macht das mit der Gesundheit?

Das giftige Gas Schwefeldioxid, das Mitte Januar 1985 noch wesentlich für den Smog-Alarm in Teilen des Ruhrgebiets verantwortlich war, stelle heute dank durchgreifender Maßnahmen – etwa der Rauchgasentschwefelung – keine gesundheitliche Gefahr mehr dar. Zehntausende beispielsweise durch Kreis-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen vorbelastete Menschen könnten heute sehr viel besser in NRW leben als noch vor 40 Jahren. «Das ist der allergrößte Erfolg: ganz konkrete Verbesserungen für die Gesundheit von Menschen erreicht zu haben.»

Beim Feinstaub würden heutzutage auch kleine Körnungen von bloß 2,5 Millimetern Durchmesser erfasst, erklärte die Präsidentin des Landesumweltamts, Elke Reichert. «Das ist der, der am tiefsten in die Lunge geht.» Für die Gesundheit der Menschen sei es daher entscheidend, auch solche Werte zu messen.

Das giftige Gas: Kampf gegen Schwefeldioxid

1985 hatte nach Angaben des NRW-Umweltministeriums allein die Industrie im Ruhrgebiet noch mehr als 500.000 Tonnen Schwefeldioxid freigesetzt. Das sei etwa 10.000 Mal mehr als 2024 in ganz NRW aus allen Quellen ausgestoßen worden sei. «Schwefeldioxid ist kein Thema mehr. Es wird uns auch nicht wieder einholen», sagte Reichert. 

«Ziel ist am Ende eine Luft möglichst ohne Schadstoffe», betonte Krischer. Bei diesem Marathon sei der größte Teil der Strecke zwar schon bewältigt, aber eben nicht komplett. 

Bei Stickoxid gibt es Handlungsbedarf

Die ab 2030 greifenden neuen Grenzwerte der EU seien für alle dicht besiedelten Regionen eine besondere Herausforderung, erklärte er. Zwar würden auch die künftigen Grenzwerte bei Schwefeldioxid oder bei Feinstäuben ganz überwiegend heute schon erreicht in NRW. Bei Stickoxiden sei das allerdings noch nicht an allen Stationen der Fall. Immerhin habe sich der Durchschnittswert seit den 80er Jahre mehr als halbiert. 

Für eine Gesamtschadstoffbilanz des Jahres 2024 fehlen neben den bereits vorliegenden Werten von landesweit 57 großen Container-Standorten noch die sogenannten Passivsammler. «Das sind kleinere Döschen, die auch gerade an den verkehrsreichen Straßen hängen», erklärte die Präsidentin des Landesumweltamts, Elke Reichert. Die Laborergebnisse lägen Ende März vor. «Die Tendenz ist aber die gleiche, wie auch bei den kontinuierlichen Messungen: Also wir erwarten da keine Überraschungen.»

Negativ-Ausreißer in Essen

Nur an der Kruppstraße in Essen ist laut Umweltministerium noch keine Trendaussage möglich. Hier war es 2023 zur einzigen Grenzwertüberschreitung in NRW gekommen. 

Angst vor Nebel über dem Land?

Eine extrem hohe Konzentration an Schwefeldioxid und Schwebstaub hatte Mitte Januar 1985 bei einer sogenannten Inversionswetterlage mit mangelndem Luftaustausch dazu geführt, dass in Teilen des Ruhrgebiets – und damit gleichzeitig zum ersten Mal in Deutschland – die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen wurde. 

«Wir haben im Moment eine ähnliche Wetterlage», stellte Krischer fest. Heute müsse aber niemand mehr vor dem nebligen Dunst, der in den vergangenen Tagen über dem Land hing, Angst haben. 

Die Umweltpolitik der vergangenen Jahrzehnte habe in ganz Deutschland und darüber hinaus in Mitteleuropa zu Verbesserungen der Luftqualität geführt, resümierte Krischer. Dazu beigetragen habe ein ganzes Maßnahmenbündel, darunter der Einbau von Industriefiltern sowie die Einführung von Katalysatoren für Autos, Umweltzonen in größeren Städten und Luftreinhaltepläne. 

Kann man Umweltzonen abschaffen?

Die positive Entwicklung sei aber kein Anlass, jetzt etwa die Umweltzonen auszusetzen, warnte Krischer. Ansonsten drohe eine rückläufige Entwicklung, die dann wiederum schärfere Maßnahmen nach sich zöge. «Das ist keine gute Idee.» 

Die neuen EU-Grenzwerte seien nicht überzogen, sondern politischer Konsens, sagte der Grüne. Die Werte lägen deutlich oberhalb der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Damit sei das Niveau bereits an das realistisch Erreichbare angepasst worden.

Skip to content