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Umweltskandal am Niederrhein: Anklage erhoben

Viersen/Dortmund (dpa/lnw) – Wegen eines Umweltskandals mit gefährlichen Löschschäumen am Niederrhein hat die Staatsanwaltschaft Dortmund Anklage gegen einen Unternehmer und zwei mutmaßliche Komplizen erhoben. Sie sollen illegal Löschschäume mit den giftigen PFAS-Ewigkeitschemikalien gelagert und Gewässer verunreinigt haben. 

Bei Gewässerproben hatten die Behörden in Grund- und Trinkwasser in Viersen und Willich die hochproblematische Chemikaliengruppe nachgewiesen und Strafanzeige erstattet. So war man schließlich auf das Unternehmen gestoßen, das alte Feuerlöscher unter anderem in einer Scheune in Viersen gelagert hatte. 

Für die Lagerung und Entsorgung der giftigen PFAS-Schäume habe das Unternehmen keine Genehmigung besessen, sagte eine Staatsanwältin in Dortmund. Wegen des Verdachts schwerwiegender Umweltvergehen und gewerbsmäßigen Betrugs habe die Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in Nordrhein-Westfalen deshalb Anklage erhoben. 

Bundesweit Feuerlöscher eingesammelt

Einem 67 Jahre alten Firmeninhaber und seinem 35-jährigen Sohn wird vorgeworfen, zusammen mit einem 46 Jahre alten Mitarbeiter über Jahre hinweg gefährliche Schaumlöschmittel in großen Mengen illegal angenommen und an verschiedenen Orten gelagert zu haben. 

Bei einer Durchsuchung der Scheune waren dort 25 Tonnen Feuerlöscher und 40 Tonnen belastetes Löschmittel gefunden worden. Nach Angaben der Ermittler wurden zwischen 2020 und 2024 rund 208 Tonnen des Materials eingesammelt – für die Hälfte davon fehlten die Entsorgungsnachweise. 

Die Angeklagten hätten sich durch ihr Vorgehen mutmaßlich fast eine Viertelmillion Euro Entsorgungskosten gespart. An den Betriebsstandorten in Willich und Viersen waren erhöhte PFAS-Werte im Boden und Wasser gemessen worden. 

Bis zu zehn Jahre Haft 

Das Trio muss sich nun unter anderem wegen besonders schwerer Fälle der Gewässer- und Bodenverunreinigung sowie des unerlaubten Umgangs mit Abfällen vor dem Amtsgericht in Krefeld verantworten. Für die vorgeworfenen Straftaten drohen bis zu zehn Jahre Haft. Das Amtsgericht kann maximal vier Jahre verhängen. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. 

PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind sehr langlebige Industriechemikalien. Sie können über unterschiedliche Wege in Menschen und Tiere gelangen. PFAS gelten als gesundheitsschädlich. 

Von den untersuchten PFAS-Chemikalien werden die meisten als mittel- bis hochgiftig eingestuft, besonders im Hinblick auf die Entwicklung von Kindern. Die Behörden hatten mitgeteilt, dass die Belastung des Trinkwassers in Willich und Viersen noch im gesundheitlich vertretbaren Rahmen liege.