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Buckelwal und Miniqualle: Gasometer zeigt «Planet Ozean»

Oberhausen (dpa) – 70 Prozent der Erde sind vom Meer bedeckt – unser Planet ist eigentlich kein «Planet Erde», sondern ein «Planet Ozean». Im einstigen Gasometer in Oberhausen ist von Freitag an eine Ausstellung unter diesem Motto zum Leben unter Wasser zu sehen – mit vielen Originalexponaten, großformatigen Fotos, Filmen und einer gewaltigen Meeres-Animation auf einer 40-Meter-Leinwand.

Mindestens 400 000 Besucher erwartet die Kuratorin und Gasometer-Geschäftsführerin Jeanette Schmitz bis zum Jahresende in der 100 Meter hohen Ausstellungshalle – früher Europas größter Gasspeicher. Zu der Vorgängerausstellung «Das zerbrechliche Paradies» über die Klimageschichte der Erde waren rund 1,35 Millionen Besucher gekommen.

«Wir wollen die Faszination und Schönheit der Lebewesen in der Tiefe zeigen», sagte Schmitz am Donnerstag bei der Präsentation – und die Fragilität und Gefährdung der bis zu 11 000 Meter tiefen Ozeane durch Müll, Klimawandel und Überfischung.

Beispielhaft deutlich wird das schon an der Buckelwal-Nachbildung «Willi» direkt am Eingang. Wer aufmerksam durch die Ausstellung geht, sieht später ein Bild des Meeresfotografen Alvaro Herrero Lopez-Beltran. Das Foto zeigt einen in Seilen und Bojen verhedderten einsamen Buckelwal, der nicht mehr schwimmen kann und dem Tode geweiht ist. Ein «gekreuzigter Hai» ist zu sehen, der tot in einem Treibnetz hängt, einen Jungen mit Taucherbrille hat ein Fotograf abgelichtet, der an einem mit Müll übersäten Strandabschnitt in Manila nach Plastik sucht.

Die Schönheit und Skurrilität der Tiefe breitet die Schau im Erdgeschoss des riesigen Gasometerraums aus – etwa mit einem Foto des Schafskopf-Lippfisches im Japanischen Meer, dessen geschwollene, rot leuchtende Stirnbeule Kraft und Paarungsbereitschaft signalisiert. Die Tiere haben weibliche und männliche Merkmale und können ihr Geschlecht im Laufe ihres Lebens ändern. Titelbild der Ausstellung ist ein Unterwasserfoto eines Blauhaies aus nächster Nähe. Das stromlinienförmige Tier mit dem riesigen Auge zählt mit rund 70 Kilometern pro Stunde zu den schnellsten Schwimmern im Tierreich. Wie eine startende Rakete sieht eine Miniqualle aus, die vor Kalabrien fotografiert wurde. Die Tiere haben kein Gehirn; dennoch haben Quallen seit über 500 Millionen Jahren überlebt.

Die Ausstellung führt ihren Besuchern in einem Klangraum Tiergeräusche aus dem Meer vor – etwa das Piepsen von Orcas zur Verständigung bei der Jagd oder «singende» Bartrobben in der Arktis. Bei der Großanimation im oberen Teil des Gasometers hat der Besucher den Eindruck, selbst Teil des Meeres zu werden. Zu einem aufwendig animierten Film läuft dabei Musik, die der österreichische Komponist Rupert Huber eigens für die Ausstellung geschrieben hat.

Viele Stücke der Ausstellung hat die Stiftung Deutsches Meeresmuseum in Stralsund beigesteuert. «Sie zeigen die fantastische Schönheit der Lebenswelten im Meer», sagte Museumsdirektor Prof. Burkard Baschek bei der Präsentation. Menschen nähmen diese Schönheit im Alltag nicht wahr und ließen deshalb auch die Zerstörung etwa am Meeresboden durch Schleppnetzfischerei geschehen. «Wenn sie es sähen, würden sie protestieren», sagte er.

«Die Meere reagieren langsamer als die Atmosphäre auf den Klimawandel», sagte er. Aber der Zustand der Meere sei schon jetzt «zum Teil desolat».

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