Close

Viele alte Haustierrassen werden in Thüringen erhalten

Erfurt (dpa/th) – Die Thüringer Wald Ziege, das Rhönschaf und das Leineschaf sind nur einige der seltenen oder in ihrem Bestand gefährdeten Nutztierrassen, die im Freistaat gehalten werden. Allein 21 Rassen stehen auf der Roten Liste bedrohter oder gefährdeter Nutztierrassen, wie aus einer Antwort des Landwirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Landtagsabgeordneten Nadine Hoffmann hervorgeht. Laut Ministerium gibt es für Züchter finanzielle Hilfsangebote vom Land, wenn sie solche Rassen erhalten. 

«Einige der Bestände können schnell wackeln, weil es nur einige wenige Züchter gibt. Wenn sie aufgeben, gibt es oft Probleme», sagte die Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Erhaltung alter oder gefährdeter Haustierrassen, Antje Feldmann, der Deutschen Presse-Agentur. 

21 Rassen auf der Roten Liste 

Thüringens Agrarministerium listet unter anderem die Rinderrassen Rotes Höhenvieh und Gelbvieh, das Coburger Fuchsschaf, das Weiße Bergschaf und die Pferderasse Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut sowie das Deutsche Sattelschwein auf. 

Bedrohte Pferderassen kommen in Thüringen unter anderem beim Holzrücken in den Wäldern, aber auch im Tourismus für Kremser- und Planwagenfahrten zum Einsatz. Zahlen, wie viele Tiere von den einzelnen Rassen noch gehalten werden, konnte das Ministerium nicht nennen. Es fehle die Datengrundlage dafür, hieß es.

Nach Einschätzung von Feldmann ist besonders das Merinolangwollschaf in Thüringen in seinem Bestand gefährdet. «Es wird in Deutschland hauptsächlich in Thüringen gehalten.» Es gibt nach Schätzungen des Verbandes noch größere Herden mit insgesamt noch etwa 3.200 Tieren. «Wenn aber nur ein Betrieb aufhört, kann es eng werden.»

Thüringer Wald Ziege wird in Greußen gezüchtet 

Erholt hat sich nach der Einschätzung der Fachleute der Bestand des Rhönschafs mit seinem charakteristischen dunklen Kopf. Diese Rasse wird vor allem in der Rhön im Dreiländereck von Thüringen, Hessen und Bayern für die Landschaftspflege gehalten, aber nicht nur dort. «Es gibt etwa 4.800 Rhönschafe bundesweit. Die Zuchtbasis liegt aber in der Rhön», so Feldmann. 

Die Thüringer Wald Ziege kommt nach ihren Angaben inzwischen in fast allen Bundesländern vor. Sie schätzt die Zahl der Zuchttiere auf etwa 1.800. Eine große Züchterin gebe es in Greußen im Kyffhäuserkreis, die auch Produkte aus der Ziegenmilch regional vermarkte. 

Nach Ministeriumsangaben wurde die Förderung für die Halter von seltenen, bedrohten und gefährdeten Nutztierrassen 2023 umgestellt und erfolgt nun über die Thüringer Tierwohlrichtlinie. Eine finanzielle Unterstützung diene dazu, Aufwendungen der Halter oder entgangenen Erträge im Vergleich zu weit verbreiteten Rassen abzufedern. 

Finanzielle Unterstützung aus der Landeskasse

Jährlich würden Gesamtbeträge zwischen 270.000 und 320.000 Euro für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Gefördert würden vor allem Erhaltungszuchtprogramme. Seit 2025 gehöre unter anderem auch das Gelbvieh dazu. Bei der Tierwohlförderung gehe es auch darum, gefährdete einheimische Nutztierrassen und damit genetische Ressourcen für entsprechende Zuchtprogramme zu erhalten, erklärte Agrarministerin Colette Boos-John (CDU). 

Antje Feldmann bewertete die Unterstützung des Landes für den Erhalt bedrohter Nutztierrassen positiv. «Thüringen engagiert sich da.» Wichtig wäre allerdings eine genaue Beobachtung der Bestände der einzelnen Rassen sowie Kontinuität bei der Förderung. «Die Züchter brauchen Sicherheit über Jahre, mit welcher Unterstützung sie rechnen können», sagte Feldmann. Das gelte unter anderem für Schäfer, die ihre Herden für die Landschaftspflege einsetzten.  

Der Erhalt alter Rassen sei wichtig, um verschiedene Kulturlandschaften wie Trockenrasen oder Streuobstwiesen erhalten und pflegen zu können. Er sei aber auch bedeutsam, um einen breiten Genpool zu haben, «um für künftige Herausforderungen durch die Veränderung unserer Umwelt gerüstet zu sein», sagte Feldmann. Zudem gehörten die Tiere zu den regionalen Besonderheiten.