San Diego (dpa) – Sie sehen furchterregend aus und gelten als Vorbote für den Weltuntergang: Riemenfische. Nur selten kommen die riesigen Tiefsee-Kreaturen aus der dunklen Meerestiefe nach oben. In den USA ist nun innerhalb weniger Monate der dritte derartige Fisch gesichtet worden.
Es sei sehr aufregend, auf diese «recht geheimnisvollen» Tiere zu treffen, erklärt der Wissenschaftler Ben Frable von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego im dpa-Gespräch. Alle drei Riemenfische (Regalecidae) wurden in Kalifornien tot an Land gespült. Zuletzt war eine Doktorandin von Scripps Anfang November am Strand von Encinitas auf ein etwa drei Meter langes Exemplar gestoßen.
Mit Seeschlangen zu verwechseln
Die bis zu neun Meter langen Knochenfische sehen auf den ersten Blick wie Seeschlangen aus, erzählt Frable. Sie haben eine silberne, schuppenlose Haut, große Augen und ein ungewöhnlich geformtes Maul. Eine hellrote Rückenflosse reicht vom Kopf bis zur Schwanzspitze.
Die Scripps-Forschenden erhoffen sich von den seltenen Funden weitere Aufschlüsse über die mysteriösen Fische. Sie haben Proben genommen, eingefroren und Untersuchungen durchgeführt.
Nur wenig ist über Riemenfische bekannt. Sie leben in bis zu 900 Metern Tiefe, ernähren sich überwiegend von Krill und kommen weltweit in tropischen und gemäßigten Gewässern vor, auch im Mittelmeer. Doch wie groß ist die Population? Welchen Gefahren sind sie ausgesetzt? Wie verhalten sie sich in ihrem Lebensraum? Dazu ist nur sehr wenig bekannt.
Erst 2008 erstmals lebend gefilmt
Sichtungen von Riemenfischen sind sehr selten – und wenn, dann sind die Tiere meist schon tot. Nach Angaben des Scripps-Instituts wurden seit 1901 in Kalifornien nur 22 Riemenfische verzeichnet, die an Land gespült wurden. An Stränden in aller Welt gebe es jedes Jahr einige Sichtungen, meint Frable. Im Jahr 2008 gelang es einem Forschungsteam erstmals, einen lebenden Riemenfisch mithilfe eines Tauchboots zu filmen.
Warum nun in Kalifornien in kurzer Zeit gleich drei Fische angespült wurden, können die Forschenden nicht eindeutig beantworten. Das könne zum Beispiel mit veränderten Meeresströmungen, mit klimatischen Ereignissen oder einfach mit einer wachsenden Population von Riemenfischen vor der Küste Kaliforniens zu tun haben, meint Frable. Auch die Todesursache sei noch ein Rätsel.
Studie zeigt keinen Zusammenhang mit Erdbeben
Um die schlangenartigen Fische, die manchmal als Weltuntergangsfische bezeichnet werden, ranken sich seit Jahrhunderten Seefahrer-Legenden. In Japan wurden die alten Geschichten wieder neu erzählt, nachdem in den Jahren vor dem schweren Erdbeben 2011 mehr als ein Dutzend Riemenfische an Stränden gefunden worden waren.
Könnten die Fische also wirklich ein Vorzeichen für Naturkatastrophen sein? «Kein Zusammenhang welcher Art auch immer», sagt Frable. Er verweist auf eine Studie, die vor einigen Jahren in Japan durchgeführt wurde. Forschende verglichen das Auftreten von Erdbeben mit der Sichtung von gestrandeten Tiefsee-Fischen in den Jahren 1928 bis 2011. Sie fanden keine Korrelation. «Diese japanische Folklore darf als Aberglaube betrachtet werden», schreiben sie.
Doch so einfach sind die Mythen um die Riemenfische wohl nicht aus der Welt zu räumen. Für Frable hat der Ruf der Tiere auch etwas Gutes. «Die Leute reden über diese Fische und lernen dadurch mehr über die Vielfalt der Meerestiere in den Ozeanen», freut sich der Fisch-Spezialist.