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Wärmewende: Viele NRW-Städte arbeiten an kommunalen Plänen

Düsseldorf (dpa/lnw) – Ein halbes Jahr nach Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes haben in Nordrhein-Westfalen viele Städte begonnen, kommunale Wärmepläne aufzustellen. «Wir wissen von vielen Kommunen, dass sie über den Startpunkt bereits hinaus sind», sagte der Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz, Christian Mildenberger, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Teilweise können sie auf Vorarbeiten wie Wärmeentwicklungspläne aufbauen.»

Anlass der Anfrage war die laut Gesetz in zwei Jahren am 30. Juni endende Frist für Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, einen Plan für die Umstellung der Wärmeversorgung auf die Nutzung erneuerbarer Energien oder unvermeidbarer Abwärme bis 2045 vorzulegen. Kleinere Kommunen haben bis Ende Juni 2028 Zeit für Wärmepläne.

Nordrhein-Westfalens Rolle in der Wärmewende sei eine besondere: «Wir verfügen als bevölkerungsreichstes Bundesland über eine Vielzahl von urbanen Ballungsräumen wie etwa das Ruhrgebiet oder das Rheinland», sagte der NRW.Energy4Climate-Chef. In diesen dicht besiedelten Gebieten bestehe ein hoher Wärmebedarf, der durch eine nachhaltige und klimafreundliche Wärmeversorgung gedeckt werden müsse. «Auf der anderen Seite birgt genau das auch Chancen: Eine hohe Wärmedichte ermöglicht es, Wärmenetze effizient aufzubauen beziehungsweise zu erweitern.» Dadurch könnten große erneuerbare Wärmepotenziale erschlossen werden, betonte Mildenberger.

Wärmewende: Landesgesellschaft dringt auf mehr Tempo

Wichtig sei nun, Tempo aufzunehmen. «Bis zum Jahr 2045, in dem wir klimaneutral sein wollen, sind es noch 21 Jahre.» Das bedeute, Planungen und bauliche Umsetzungen müssten phasenweise parallel ablaufen. «Das ist eine große Herausforderung. Besonders vor dem Hintergrund, dass große Infrastrukturprojekte, wie der Bau von Fernwärme- oder auch Niedertemperaturnetze, einfach Zeit brauchen.» Ein großes Quartier mit einem klimaneutralen Energiekonzept neu zu bauen, könne zum Beispiel mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Eine andere Herausforderung sei die Finanzierung. «Es sind erhebliche Investitionen teilweise in langlebige Infrastruktur notwendig. Das werden die Kommunen nicht alleine schaffen, es bedarf auch privaten Kapitals», sagte Mildernberger weiter.

Mildenberger: Bürger frühzeitig einbinden

Der Geschäftsführer der Landesgesellschaft betonte die Notwendigkeit, alle Akteure wie etwa Energieversorger, Wohnungswirtschaft, Handwerk, Bauämter oder Unternehmen, die Abwärme für ein Niedertemperaturnetz zur Verfügung stellen könnten, einzubinden. Auch Bürgerinnen und Bürger müssten frühzeitig informiert und eingebunden werden, da sie die Auswirkungen des klimaneutralen Umbaus direkt vor Ort wahrnehmen würden. «Es ist wichtig, dass sie die Chancen, die sich daraus ergeben, kennen und wissen, wie sie als Anwohner direkt, beispielsweise vom Zubau der erneuerbaren Energien, profitieren und sich beteiligen können.»

Wärmepläne sollen Gebäudeeigentümern und Unternehmen, aber auch den Kommunen selbst und ihren Stadtwerken Orientierung geben für ihre Investitionsentscheidungen, wenn es etwa um den Ausbau eines Wärmenetzes oder die Anschaffung einer Wärmepumpe geht. «Die Wärmeplanung soll die Frage beantworten, welche Wärmeversorgungsoption in einem bestimmten Gebiet oder Teilgebiet besonders geeignet ist», erklärt das Bundesbauministerium.

Kamp-Lintfort ist schon bald so weit

In Nordrhein-Westfalen gibt es mehrere Pilotkommunen für die Erarbeitung kommunaler Wärmepläne. Es sind die Kommunen Borken/Coesfeld (im Tandem), Kamp-Lintfort, Köln und Mönchengladbach sowie der Kreis Siegen-Wittgenstein. Kamp-Lintfort will den Endbericht zur kommunalen Wärmeplanung bereits in der kommenden Woche im Rat beschließen.

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