Trier/Stuttgart (dpa/lrs) – In diesem Sommer sind ungewöhnlich viele Zecken auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland unterwegs. «Es ist schon ein sehr starkes Jahr», sagte Zeckenexpertin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur. Es sei ein Trend, dass die Zahl der aktiven Zecken seit einigen Jahren steige.
Grund dafür seien die milderen Winter. «Wir haben keine knackigen, tiefen Wintertemperaturen mehr», sagte die Professorin. Diese aber sorgten dafür, dass es bei der Zeckenpopulation deutliche Einschnitte gebe, weil sie die tiefen Temperaturen nicht überlebten. «Diese Einschnitte gibt es aber zunehmend nicht mehr», sagte Mackenstedt.
Zecken sind ganzjährig aktiv
Das bedeute, dass die Zecken inzwischen – vor allem die häufigste Art des Gemeinen Holzbocks – das ganze Jahr über aktiv seien. «Sie sind praktisch ganzjährig auf Wirtssuche und legen keine Pause mehr ein», so die Leiterin des Fachgebiets für Parasitologie. Früher war von März bis Oktober Zeckenzeit gewesen – mit zwei Höhepunkten im März und April sowie im September und Oktober. Zecken sind im Wald, auf Wiesen und Feldern unterwegs.
Mit einer höheren Zahl an Zecken steige auch das Risiko, dass die kleinen Spinnentiere Krankheitserreger weitergeben könnten, sagte Mackenstedt. Zecken können über einen Biss gefährliche Krankheiten übertragen, darunter die bakterielle Lyme-Borreliose und die durch Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Mehr Fälle von FSME-Erkrankungen
In Deutschland nehme die Zahl der FSME-Fälle seit 2016 zu, sagte sie. 2024 wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit 686 FSME-Fälle gemeldet – die zweithöchste Zahl an Infektionen seit Erfassung der Daten 2001.
Aktuell weist das RKI in Deutschland 183 Kreise als FSME-Risikogebiete aus. In Rheinland-Pfalz gehört der Landkreis Birkenfeld und im Saarland der Saarpfalz-Kreis dazu. Nach Angaben von Mackenstedt kann es in den Bundesländern aber auch außerhalb dieser Risikogebiete zu FSME-Infektionen kommen. «Zwar selten, aber es gibt das Risiko», sagte sie.
Zecken möglichst rasch entfernen
Um sich vor einem Zeckenbiss zu schützen, empfiehlt die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz:
- Geschlossene Schuhe, lange Hosen und langärmlige Kleidung tragen
- Anti-Insektenspray auf Haut und Kleidung sprühen
- Nach dem Natur-Besuch Körper und Kleidung gründlich absuchen
- Zecken schnell und sachgerecht entfernen
Das Absuchen nach einem Besuch in der Natur sei sinnvoll, weil Zecken nicht sofort zustechen, wie Mackenstedt erklärte. «Normalerweise wandern sie ein wenig auf uns herum. Das können auch manchmal bis zu 20 Minuten sein.» Gerade mit Blick auf Borreliose sei das Absammeln wichtig, weil die Bakterien der Borrelien erst ab 12 bis 15 Stunden übertragen würden.