Close

Mainz/Kindsbach (dpa/lrs) – Hohe Gummistiefel und Balanciere-Künste sind Pflicht in der Moorlandschaft im Naturschutzgebiet Geisweiher. Ein Fehltritt und das Bein sinkt schnell bis zum Knie in die braun-schwarze Masse. Rund zehn Hektar eines großen Moorgebietes bei Kindsbach im Landkreis Kaiserslautern wird in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebracht – durch Wiedervernässung. Das Projekt wird finanziert über das Moorschutzprogramm des Landes.

Auf rund 7.000 Hektar wird die Fläche der rheinland-pfälzischen Moore geschätzt. Es gibt aber eine hohe Dunkelziffer. «Wir haben keine genaue Zahl, wie viele Moore es gibt», berichtet Leonie Hebermehl von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Die meisten Moore wurden in der Vergangenheit trockengelegt und sowohl land- als auch forstwirtschaftlich genutzt. In einigen Gebieten – auch im Geisweiher – ging es bei der Entwässerung auch um den Torfabbau. 

Folgen des Torfabbaus immer noch spürbar

1951 wurde in der Region der Westrichen Moorniederung der letzte Torf gestochen. Dafür mussten um die Gebiete Entwässerungsgräben angelegt werden, um das Moor für den Torfabbau nutzbar zu machen. Diese Gräben werden nun für die Renaturierung der Moorgebiete mit Erdreich verplombt, damit sich das Wasser, das mit dem Regen kommt und im Erdreich vorhanden ist, wieder frei entfalten kann. Teils werden die Gräben auch mit Spundwänden aus Holz verschlossen.

Spezialbagger werden dafür eingesetzt oder per Hand mit dem Spaten die Gräben verschlossen, erklärt Revierleiter Michael Dejon vom Forstrevier Neubau. Zur Förderung der moortypischen Vegetation werden auch Gehölze und standortfremde Bäume aus dem Feuchtgebiet entfernt. 

Für Moorschutz werden keine neuen Feuchtgebiete angelegt

Kilometerweit erstrecken sich die Entwässerungsgräben im Naturschutzgebiet Geisweiher und in den Moorbachwiesen, die zum Forstamt Kaiserslautern gehören. Auf einer Länge von 2,2 Kilometern wurden diese nun zurückgebaut. Zusammen mit der Projektleiterin für öffentliche Planung und Umweltvorsorge im Forstamt, Sandra Hartmann, unterstützt der Revierleiter das Moorschutzprojekt. 

«Wir legen keine neuen Moore an und wir nehmen keine aktive Bewässerung vor», erklärt Projektleiterin Hebermehl. «Die Natur heilt sich ganz gut alleine.» Der Torf saugt sich nach der Wiederbewässerung nach Angaben der Expertin langsam wieder voll wie ein Küchenschwamm und speichert das Wasser. 

Auf diesem Weg können die Moore den Wasserabfluss verzögern und auch die Auswirkungen von Dürrephasen abmildern. Moore gelten außerdem als wichtige Kohlenstoffspeicher und Lebensraum für besonders empfindliche und seltene Pflanzen und Tiere. Auch für den Wasserrückhalt in der Fläche bei Starkregenereignissen spielen intakte Moore eine wichtige Rolle. 

Die Feuchtgebiete entstanden schon vor Jahrtausenden auf Wasser stauenden Schichten und in Gebieten mit viel Niederschlag: Wenn Wasser im Überfluss vorhanden ist, so dass abgestorbene Pflanzenteile aufgrund von Sauerstoffmangel nicht mehr vollständig verrotten, entsteht Torf. Dieser kann sich über lange Zeiträume hinweg im Moor akkumulieren und immer höher aufschichten. 

Keine Gefahr für Säugetiere und Menschen

Torfmoose, Moorbirken und Erlen können sich wieder im renaturierten Moor ausbreiten, wo vorher standortfremde Fichten wuchsen. Insekten wie Libellen und Schmetterlinge sieht man schon jetzt über das Feuchtgebiet schwirren. Vögel, kleine Tiere wie die Mooreidechse sowie Frösche finden ein Zuhause. Eine Gefahr für größere Säugetiere stellt das Moorgebiet nicht dar, ordnet Revierförster Dejon ein. Genügend umgeknickte Äste und Büsche seien gute Inseln für einen Sprung über die einsinkbare Oberfläche. 

 

Für die Menschen wäre ein Sturz ins Moor ebenfalls nicht tragisch, betont Hebermehl, die bei der Stiftung zusammen mit Johannes Fröhlich für das Moorschutzprogramm des Landes zuständig ist. «Man könnte hier auch ein Moorbad machen. Die Stoffe sollen ja entzündungshemmend sein.»

Mehr Landesgeld für Moorschutz

Die Landesregierung hat die Mittel für das Moorschutzprogramm von 400.764 Euro im vergangenen Jahr auf 500.000 Euro in diesem Jahr erhöht, wie Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Patrick Kunz von den Freien Wählern mitteilte. Der Start eines Moorschutzprogramms und der Aufbau eines Moorkatasters stehen als Ziele im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung.

Das Moorkataster mit Grundlagendaten und einer Bodenkartierung ist derzeit in der Erarbeitung. Ein erstes Ergebnis zeigt Moorverdachtsflächen, also vermutete Moorgebiete, die derzeit durch Geländearbeiten und unterstützt durch digitale Geländemodelle genauer abgegrenzt werden.

Neben den Waldmooren in den Mittelgebirgen sollen künftig auch Moore etwa an verlandeten Flussschlingen entlang des Rheins verstärkt in den Blick genommen werden. Eine umfassende Moorkarte für Rheinland-Pfalz gibt es nach Angaben der Umweltministerin aber bislang noch nicht.