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Was die Nutrias sind und welche Schäden sie anrichten

Stuttgart/Freiburg (dpa/lsw) – Nutrias werden schnell zutraulich, wenn der Mensch ihnen Fressen bietet. Die invasive Art breitet sich seit Jahren massiv in Baden-Württemberg aus. Landwirte klagen über Fressschäden auf ihren Feldern, etwa im Südwesten des Landes. Was sind die Nutrias und was sind die Probleme mit ihnen – die wichtigsten Antworten:

Was sind Nutrias?

Die Nutrias (Myocastor coypus) gehören laut dem Ministerium für ländlichen Raum zu den Biberratten und sind ein aus Südamerika stammendes Nagetier. Sie werden bis zu 65 Zentimeter lang und bis zu neun Kilogramm schwer, wie es auf dem Wildtierportal des Landes heißt. Die Tiere ernähren sich demnach überwiegend von Pflanzen wie Wasserpflanzen, fressen aber auch Schnecken und Muscheln sowie Mais und Rüben. Sie sind gute Schwimmer, aber unbeholfen an Land. Sie können bis zu fünf Minuten tauchen.

Wo leben die Nutrias?

Nutrias sind mittlerweile aus fast jeder zweiten Gemeinde des Landes gemeldet worden, wie das Ministerium mitteilt. Ihr Vorkommen konzentriere sich vor allem auf die Oberrheinebene, das Kraichgau und den Bodensee – wo mildes Klima herrscht. Laut dem Wildtierportal bauen sich die Tiere meist einfache Röhren mit einem Eingang über dem Wasser.

Was ist das Problem mit den Nutrias?

Landwirte im Südwesten berichten von zunehmenden Schwierigkeiten durch Nutrias, die sich auf den Feldern satt fressen. So gebe es etwa Schäden auf Salatfeldern, beim Mais und bei den Zuckerrüben, sagte eine Sprecherin des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes. «In Südbaden machen diese Kulturen bis zu zehn Prozent ihrer Nahrung aus.»

Laut Landwirtschaftsministerium graben die Nutrias zudem Tunnel in Uferböschungen und Deiche, was den Hochwasserschutz an Flüssen gefährden könne. Nutrias könnten durch ihre Ernährung auch Wasserpflanzen-Bestände empfindlich schädigen. Dies könne negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben.

Was tut das Land gegen die Tiere?

Weil die Nutrias die Umwelt negativ beeinflussen können, werden sie von der Europäischen Union seit 2016 als invasive gebietsfremde Art gelistet. Zum Schutz der Artenvielfalt und zum Deichschutz sollen die Tiere laut Ministerium lebend mit Fallen gefangen sowie geschossen werden. Allein im Jagdjahr 2023/2024 wurden demnach insgesamt 4.809 Nutrias getötet. Zehn Jahre zuvor waren es noch 1.370 Tiere gewesen – rund 70 Prozent weniger.

Wie kamen die Nutrias nach Baden-Württemberg?

Ursprünglich kamen die Nutrias zur Pelzgewinnung aus Südamerika nach Europa. Von 1926 an gab es dem Wildtierbericht zufolge in Deutschland Nutria-Farmen. Immer wieder seien Tiere entwischt. Der erste Nachweis aus Baden-Württemberg stammt laut Ministerium aus dem Jahr 1961 im Neckar-Odenwald-Kreis. Verstärkt wurden die Tiere ab Beginn der 1980er Jahre gemeldet, vor allem aus dem nördlichen Landesteil. Von der Oberrheinebene verbreiteten sich die Tiere weiter im Land.

Was fordern Betroffene?

Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband will kommunale Abschussprämien für Nutrias, um die Bejagung attraktiver zu machen. Bei der Ausbildung von Jagdscheinanwärtern sollte die Bejagung der Nutria eine größere Rolle spielen, sagte die Sprecherin. Es sollte zudem an einem Konzept für die Vermarktung des Fleisches der Nutria gearbeitet werden. Auch fordern die Landwirte eine Entschädigung bei Schäden durch Nutria, ähnlich wie es sie bei Wildschweinen gebe.

Der BUND wünscht sich wiederum eine bessere Aufklärung der Menschen etwa mit Infotafeln an Fütterungsplätzen, dass die Nutrias nicht gefüttert werden sollen. Die Tiere gewöhnen sich schnell an den Menschen.

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