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Werben für den Windpark: Aiwanger besucht Altöttinger Region

Mehring/Marktl (dpa/lby) – Kategorisch Nein zu den Windrädern einerseits, die Mahnung an die Verantwortung für folgende Generationen andererseits: Kontrovers und emotional haben Bürgerinnen und Bürger am Montag über Bayerns größten geplanten Windpark im Landkreis Altötting diskutiert. «Die Sch… dinger haben nix im Wald verloren», ruft ein Anwohner. «Leute, denkt dran: Wir haben Kinder und Enkel! Wir schieben das Problem noch in die Hosentasche – aber unsere Enkel nimmer!», mahnt ein anderer mit Blick auf die Klimakrise bei einer Bürgerversammlung in Marktl dringlich. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger war am Montag in den Landkreis Altötting gereist, um sich den Fragen und Sorgen der Bürger zu stellen.

Das Nein der Mehringer zum größten Windparkprojekt des Freistaats im Altöttinger Forst hatte erheblich für Wirbel und für Streit um die politische Verantwortung gesorgt. Freie-Wähler-Chef Aiwanger musste wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) deutliche Kritik unter anderem seitens der Opposition einstecken. Die lange Zeit ablehnende Haltung zu Windkraft sei ein Grund, die Menschen seien zu wenig mitgenommen worden.

Die Initiative Gegenwind hat indessen in weiteren Orten Unterschriftensammlungen zu Bürgerentscheiden gestartet, in Marktl wird ein Ratsbegehren vorbereitet. Die Politik wie auch die Verantwortlichen der Bayerischen Staatsforsten und des mit dem Projekt betrauten deutsch-französischen Unternehmens Qair wollen nun vorab Überzeugungsarbeit zu leisten. Das negative Votum der Mehringer habe auch sein Gutes, sagte Aiwanger. Es sei eine Chance intensiver ins Gespräch kommen.

Denn die Staatsregierung will an dem Mega-Windpark im Altöttinger Forst festhalten. «Ob er jetzt mit 41 oder 39 Windrädern kommt, darüber kann man diskutieren, aber er muss kommen», sagte Söder in München, während sein Vize in der Region um Zustimmung warb.

Er verstehe, dass die Menschen sich um Lärm und Schattenwurf sorgten und die Windräder nicht in 1000 Meter Abstand von ihren Wohnungen haben wollten, sagte Aiwanger. «Trotzdem haben wir die Notwendigkeit, Windräder in Bayern zu errichten, auch in der Region zu errichten», sagte Aiwanger. «Ich gehe nicht davon aus, dass wir in der Region überhaupt keine Windräder kriegen.»

Im Wald störten die Windräder weniger als in der Fläche – man sehe sie erst, wenn man näher herangekommen sei, argumentierte Aiwanger. Und wenn Wind gehe, höre man als Spaziergänger das Geräusch der Anlagen nicht, weil der Wald rausche.

Mancher Anwohner wäre kompromissbereit, würden die Anlagen weiter entfernt gebaut. Doch eine Lösung scheint hier nicht in Reichweite. Aiwanger brachte nach Gesprächen mit betroffenen Familien in Mehring ins Spiel, möglicherweise auf 1500 Meter Anstand zu gehen. Die Familien fordern nach den Worten des Anwohners Rainer Piechotka allerdings 2000 Meter Abstand. Die Geschäftsführerin des Unternehmens Qair, Heike von der Heyden, wiederum stellte klar: Dann «würde nichts mehr übrig bleiben» – also gar kein Windrad gebaut. Wie viele Windräder bei 1500 Metern Abstand möglich wären, konnte sie ad hoc nicht sagen.

Vor allem die Kommunalpolitiker der Region werben dafür, sich nun an der Suche nach Lösungen zu beteiligen. Die Regionen seien mit dem Wind-an-Land-Gesetz verpflichtet, Flächen bereitzustellen. Würden die Windräder im Privatwald errichtet – und nicht wie hier geplant im Wald der Bayerischen Staatsforsten – müssten nur die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Und die sähen teils sogar geringere Entfernungen als 1000 Meter vor.

Gegner der Anlagen kritisierten, das Gebiet sei das windärmste in ganz Bayern. Es mache keinen Sinn Windräder zu bauen, wo kein Wind sei, sagte eine Anwohnerin. Man könne auch eine Ananasfarm in der Region bauen – dafür fehle schließlich nur die Wärme.

Die Firma Qair wiederum hat keine Zweifel, dass der Wind ausreicht, und auch Aiwanger sorgt sich darum nicht. Schließlich seien die Windräder von den Investoren nicht gedacht «als Spielzeug, das nur in den Himmel ragt für nix».

Fehlender Wind war eines der wichtigen Argumente der Initiative Gegenwind Altötting, die das Bürgerbegehren in Mehring initiiert hatte. Just vor dem Besuch Aiwangers traten drei Mitglieder wegen zunehmenden Erstarkens von Anhängern der AfD in der Initiative zurück.

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