Erfurt/Jena/Gera/Nordhausen (dpa/th) – Thüringens Entsorgungsunternehmen erwarten mit dem Inkrafttreten neuer schärferer Regeln für Verunreinigungen im Biomüll für ihre Kunden kaum Änderungen. Das ist das Ergebnis einer stichprobenartigen Befragung durch die dpa.
Demnach nutzt keines der befragten Entsorgungsunternehmen bislang Technologien, mit denen der seit dem 1. Mai geltende Grenzwert für sogenannte Störstoffe im Biomüll genau kontrolliert werden kann. Stattdessen würden die Beschäftigten weiter wie bisher den Inhalt der Bioabfallbehälter sichten und so entscheiden, ob die Tonne geleert werden könne.
Die seit Mai geltende neue Bioabfallverordnung sieht vor, dass der Biomüll maximal drei Prozent sogenannter Störstoffe enthalten darf – für Kunststoff liegt der Wert sogar bei einem Prozent. Häufigstes Problem bleibe aus Sicht der Entsorger auch künftig die Verwendung von Plastiktüten für den Biomüll.
Auch angeblich für Biomüll geeignete Tüten sind tabu
Auch die in Supermärkten erhältlichen und angeblich für Biomüll geeigneten Plastiktüten seien dabei nicht «zufriedenstellend kompostierbar», sagte Ivo Dierbach, Sprecher der Stadtwerke Erfurt. Als eines der wenigen Unternehmen in Thüringen sind die Erfurter Stadtwerke gleichermaßen für das Abholen und die Verwertung der Bioabfälle verantwortlich.
Auch solche Tüten gelten bei der Abholung deshalb als Störstoff. In anderen Regionen Deutschlands werde in den Fahrzeugen bereits Kameratechnologie eingesetzt, die mittels künstlicher Intelligenz erkennt, wenn der Biomüll zu stark verunreinigt ist. In den Fahrzeugen der Erfurter Stadtwerke komme dies aber bisher nicht zum Einsatz.
Infokampagnen weisen auf schärfere Regeln hin
Das gilt auch für den städtischen Entsorger Kommunalservice Jena. Bereits seit Jahresanfang laufen Infokampagnen, um die Kunden auf die schärferen Regeln hinzuweisen, sagte Unternehmenssprecher Martin Steglitz der dpa. «Gerade in Großwohnanlagen ist es aber oft schwierig, die Verursacher zu ermitteln. Das sind auch für uns die größten Problemfelder. Hier ziehen wir konsequent Sanktionsmöglichkeiten durch.»
Gemeint sei damit, dass die Tonne stehenbleibe und «nachsortiert» werden oder für zusätzliche Kosten als Restmüll entsorgt werden müsse, so Steglitz. Bei besonders hartnäckigen Fällen, in denen Vorsatz vermutet werde, drohten auch Bußgelder von bis zu 5.000 Euro.
Aufklärung statt teurer Technologien in Nordhausen
Auch beim für Gera zuständigen Entsorger Veolia komme vorerst keine Technologie zur Untersuchung des Biomülls zum Einsatz. «Tonnen mit sichtbarer Fehlbefüllung werden, so wie jetzt auch schon, stehen gelassen. Größere Widerstände oder Probleme erwarten wir erst mal nicht», erklärt das Unternehmen.
Es stelle sich zudem die Frage, ob die Investition in teure Sensortechnologien lohne, sagte Kathrin Materlik, Fachgebietsleiterin Abfallwirtschaft im Kreis Nordhausen. Erfahrungsgemäß sei es immer wieder nötig, für das Thema Mülltrennung zu sensibilisieren. Mit dem 01. Mai wolle der Kreis Nordhausen deshalb verstärkt über die sozialen Netzwerke auf die Verschärfung der Regeln aufmerksam machen.