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Osterode am Harz (dpa) – Wildschweine sorgen im Harz erneut für Probleme. Besonders betroffen ist derzeit die Ortschaft Lerbach in Osterode am Harz. Ein örtlicher Spielplatz etwa wurde von den Wildtieren quasi umgepflügt, wie Bürgermeister Jens Augat (SPD) berichtet. Er sagt: «Wildschweine waren hier schon immer ein Problem, aber es wird schlimmer» – und damit ist er nicht allein.

Das liegt unter anderem am Klimawandel: «Es gibt weniger Frost im Winter, das Klima wird wärmer. Dadurch gibt es weniger natürlich Tode und mehr Futter», berichtet Michael Rudolph, von den Niedersächsischen Landesforsten. Die Landesforsten kümmern sich in Niedersachsen um den Landeswald.

Klar sei aber auch, dass die Tiere schon immer in der Nähe von Menschen leben, da sie dort viel Nahrung finden. Und: Wildschweine sind intelligent und können sich teilweise an Abschreckungsmaßnahmen anpassen oder gewöhnen. Generell seien Probleme mit Wildschweinen daher auch nichts Neues im Harz. Auch die Jahreszeit spielt dabei eine Rolle, wie der Nationalpark Harz mitteilte: So würden sich die Tiere in den warmen Monaten weniger in den Orten und mehr im Bereich von Feldern aufhalten, wenn dort das Getreide wächst. 

Mehrere Orte im Harz betroffen

Auch andere Orte im Harz spüren das. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass in der Bergstadt Sankt Andreasberg Lebendfallen für Wildschweine aufgestellt werden sollen. Mindestens 30 Tiere sorgen in dem Ortsteil von Braunlage für Ärger. Zudem sollen dort Bäume und Sträucher zurückgeschnitten werden, um den Tieren Rückzugsräume zu nehmen.

Ähnlich ist die Lage in Wieda. Dort wurden Bäume auf einer verwilderten Waldfläche abgeholzt, die nun zudem mit Rindern beweidet wird, um die Wildschweine zu stören. Ein Jahr nach Beginn des Projektes sagte Gemeindebürgermeister Lars Deiters (parteilos) im vergangenen Sommer, er habe den Eindruck, dass weniger Wildschweine unterwegs seien.

So weit sind Politik und Anwohner in Osterode bisher nicht. «Mit Einbruch der Dunkelheit machen wir immer viel Licht und Lärm, wenn wird etwa in den Garten gehen», berichtet ein Anwohner. Das soll die Wildschweine aufschrecken, wenn die sich etwa in seinem Garten aufhalten. Bürgermeister Augat erklärt: «Schwarzwild ist nachtaktiv, aber auch schon in den Abendstunden oder noch in den Morgenstunden unterwegs.» Tagsüber würden sich die Tiere in den vielen Harzer Wäldern verstecken. 

Wie Menschen sich schützen können

Was können die Gemeinde und die Bürger darüber hinaus unternehmen, um die Tiere fernzuhalten? Landesforsten-Sprecher Rudolph nennt vor allem zwei Dinge: Zäune und weniger Nahrungsquellen. Wo immer möglich sollten Wildschwein-sichere Zäune aufgestellt werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass es wenig Futtermöglichkeiten für die Tiere gibt. Dazu zählen Komposthaufen, aber auch Fallobst oder angepflanzte Tulpen und Zwiebeln.

Allerdings: «Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, aber keinen Königsweg», betont der Umweltexperte Friedhart Knolle vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Vor allem aber brauche es ein – wenn auch teures – systematisches Wildtiermanagement, sonst werde das Vorgehen gegen Wildschweine ein Katz-und-Maus-Spiel bleiben. Es müsse also unter anderem regelmäßig die Population untersucht und die Tiere müssten intensiv bejagt werden – zumindest dort, wo es möglich ist. Denn innerhalb von Ortschaften ist die Jagd verboten. Gänzlich verschwinden werde die Problematik aber wohl nie.

Bisher gibt es kein praktikables Monitoringverfahren, um das Wildschweinvorkommen im Harz zu bestimmen, teilt die Landesjägerschaft mit. Allerdings nehme die Zahl der geschossenen Wildschweine im langjährigen Vergleich in den vergangenen Jahren nicht weiter zu, nachdem es einen jahrelangen Aufwärtstrend gegeben habe. Das sei aber kein Grund, um die Tiere weniger zu jagen. Denn im Laufe eines Jahres könnten sich Wildschweinvorkommen verdreifachen.

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