Berlin (dpa) – Der Wolf breitet sich in Deutschland aus – zumindest in Teilen des Landes. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in einem Bericht an die EU. Darin heißt es, die Population habe sich in den vergangenen Jahren «deutlich positiv entwickelt», weshalb der «Erhaltungszustand» des Wolfs erstmals als «günstig» eingestuft werden könne. Dies bezieht sich allerdings nur auf die biogeografische Region «atlantisch», die lediglich den Nordwesten Deutschlands umfasst.
Bei der «kontinentalen» Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht und damit auch Brandenburg, soll der Zustand der Wolfspopulation hingegen erst in einigen Monaten nachgeliefert werden – bis dahin gilt der Erhaltungszustand als «unbekannt», weshalb der Deutsche Bauernverband der Bundesregierung bereits «taktische Verzögerung» vorwirft.
Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland mit den meisten Rudeln.
Einstufung als wichtiges Kriterium
Hintergrund der Kritik: Die Einstufung des Erhaltungszustands gilt als eines von mehreren Kriterien, die letztlich entscheidend dafür sind, ob und in welchem Umfang Jagd auf den Wolf gemacht werden darf – denn es handelt sich dabei um eine geschützte Art. Landwirte machen sich jedoch seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder vor dem Raubtier zu schützen.
Die neue Einstufung in der atlantischen Region ist für Unionsfraktionsvize Albert Stegemann (CDU) ein «Meilenstein». Er stellte bereits gesetzliche Änderungen in Aussicht – sie sollen den Weg für ein regionales «Wolfs-Management» ebnen, «zu dem auch die Entnahme gehört» – also der Abschuss einzelner Tiere. Die Umweltschutzorganisation WWF hält solche Ankündigungen für verfrüht: Ihrer Einschätzung nach ist deutschlandweit «noch kein günstiger Erhaltungszustand erreicht».
Doch auch Landwirtschaftsminister Alois Rainer kündigte eine Änderung des Bundesjagdgesetzes an: «Ich will den Schutz der Weidetiere verbessern», betonte der CSU-Politiker. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) zeigte sich zuversichtlich, «dass den Interessen sowohl des Naturschutzes als auch der Tierhalter entsprochen werden kann».