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Kassel/Bad Nauheim (dpa/lhe) – Für die Zeitumstellung am kommenden Wochenende warnt das Regierungspräsidium Kassel vor einer erhöhten Gefahr von Wildunfällen. Durch die veränderten Zeiten des Berufsverkehrs könne es vermehrt zu Begegnungen mit Wildtieren kommen. «Besonders in den Morgenstunden und in der Abenddämmerung erhöhen schlechte Sichtverhältnisse, Nässe und Wildwechsel das Unfallrisiko», warnte die Behörde, die auch die Obere Jagdbehörde des Landes ist.

Autofahrer sollten vor allem in Wald- und in ländlichen Gebieten besonders aufmerksam sein. Wer ein Wildtier sehe, solle vom Gaspedal gehen und langsam vorbeifahren. Da ein Wildtier selten alleine unterwegs sei, müsse zudem mit weiteren Tieren gerechnet werden.

Verletztem Tier nicht nähern

Wer ein Tier angefahren hat, solle die Unfallstelle mit Warnblinker und -dreieck sichern und die Polizei alarmieren. Diese verständige die entsprechend zuständigen Jagdverantwortlichen. 

Sei das Tier verletzt, sollte sich ihm nicht genähert werden, da es ansonsten panisch werden und weglaufen könne. «Auch die besten Absichten erlauben es nicht, das Tier in das eigene Auto zu laden und mitzunehmen», betonte das Regierungspräsidium. Schlimmstenfalls drohe in solchen Fällen eine Anzeige wegen Jagdwilderei. Ein totes Tier solle nicht angefasst werden, da Seuchen- und Verletzungsgefahr bestehe. 

Zudem macht die Behörde darauf aufmerksam, dass es einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellt, den Unfallort ohne Meldung zu verlassen. «Vom Unfallort Flüchtenden können anschließend rechtliche Unannehmlichkeiten drohen», hieß es. 

Rücksichtsvolles und vorausschauendes Fahren gefordert

Den Angaben zufolge fallen in Hessen jährlich etwa 15.000 Rehe sowie knapp 4.000 Stück Schwarzwild dem Straßenverkehr zum Opfer. «Bei Unfällen kommen häufig auch Menschen zu Schaden und es entstehen oft hohe Sachschäden», erläuterte das Regierungspräsidium. Bei einem Wildunfall werde das Wild mitunter nicht auf der Stelle getötet. Oft könnten sich die Tiere mit schweren Verletzungen noch ein Stück weit davonschleppen. «Dann müssen Jägerinnen und Jäger das verletzte Wild mit speziell ausgebildeten Jagdhunden nachsuchen, um es von seinen Qualen zu erlösen.» 

Auch der ADAC empfiehlt, immer mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs zu sein und vorausschauend zu fahren. «Tiere kennen weder Verkehrsregeln noch Zeitumstellung», erklärte Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. «Nur mit ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug behalten Verkehrsteilnehmer den Überblick und kommen bei einer Gefahrenbremsung rechtzeitig zum Stehen.»

Höchstes Risiko am frühen Morgen

Das Risiko für einen Zusammenstoß sei zwischen 6.00 Uhr und 9.00 Uhr morgens besonders hoch, warnte der hessische Landesjagdverband. «Rehe, Hirsche und Wildschweine sind derzeit auf Nahrungssuche, um sich Fettreserven für die kalten Wintermonate anzufressen.» Wildschweine und das Damwild, das gerade Paarungszeit habe, treffe es besonders häufig.

«Wenn ein Tier am Straßenrand steht, sollte der Fahrer kontrolliert bremsen, abblenden und hupen», rät der Verband. Die Augen der Wildtiere seien deutlich lichtempfindlicher als die des Menschen, Fernlicht blende sie und mache die Tiere orientierungslos. «Der Hupton hilft Wildtieren, sich akustisch zu orientieren und zu flüchten.» Sei eine Kollision unvermeidbar, sollte der Autofahrer nicht riskant ausweichen, sondern das Lenkrad gut festhalten und bremsen.

26 Wildunfall-Schwerpunkte in Hessen

Pro Tag ereignen sich nach Angaben des Landesjagdverbands auf Hessens Landstraßen rund 44 Wildunfälle. Das seien knapp 16.000 im Jahr. Dabei gebe es 26 Wildunfall-Schwerpunkte im Bundesland. 

Der Verband und das hessische Verkehrsministerium wollen nun mit einer Hörfunk- und Plakatkampagne auf die Wildunfallgefahr in der dunklen Jahreszeit aufmerksam machen. Ziel der Aufklärungskampagne sei es, Autofahrerinnen und Autofahrer zu sensibilisieren und damit die Anzahl von Wildunfällen zu reduzieren, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung.

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